Veröffentlicht am März 11, 2024

Die Geschwindigkeit der Polizeiintervention hängt nicht von der Lautstärke der Sirene ab, sondern von der Qualität des Alarmsignals: Nur ein durch eine Schweizer Notrufleitstelle (NSL) verifizierter Alarm garantiert eine priorisierte und schnelle Reaktion.

  • Systeme ohne SES-Zertifizierung führen im Schadenfall oft zur Leistungsverweigerung der Versicherung.
  • Fehlalarme ohne NSL-Verifikation können in der Schweiz Kosten von über CHF 1’000.– verursachen, die der Anlagenbetreiber trägt.

Empfehlung: Investieren Sie ausschliesslich in eine SES-zertifizierte Einbruchmeldeanlage, die von einem Fachmann installiert und auf eine konzessionierte Schweizer Notruf- und Serviceleitstelle (NSL) aufgeschaltet ist.

Das Geräusch von brechendem Glas mitten in der Nacht ist eine der grössten Ängste von Haus- und KMU-Besitzern. In diesem Moment zählt nur eines: eine möglichst schnelle Reaktion der Polizei. Viele greifen daher zu Alarmanlagen aus dem Baumarkt oder dem Internet in der Annahme, jede Sirene würde automatisch Hilfe herbeirufen. Dies ist ein gefährlicher Trugschluss. Die Realität auf dem Schweizer Sicherheitsmarkt ist komplexer und die Wahl der falschen Anlage kann nicht nur wirkungslos, sondern auch extrem teuer sein.

Die Versprechen von «Plug-and-Play»-Lösungen übersehen einen entscheidenden Punkt: Die Polizei rückt bei einem unbestätigten Alarm nicht mit höchster Priorität aus. Die wahre Effektivität einer Alarmanlage misst sich nicht an ihrer Lautstärke, sondern an der Intelligenz und Zuverlässigkeit ihrer Meldungskette. Es geht um ein lückenloses Sicherheits-Ökosystem, in dem jede Komponente – von der Zertifizierung über die Installation bis zur Alarmübermittlung – perfekt ineinandergreift. Weicht man von diesem zertifizierten Weg ab, riskiert man nicht nur einen verzögerten Polizeieinsatz, sondern auch den Verlust des Versicherungsschutzes und empfindliche Bussen für Fehlalarme.

Doch worin liegt der Schlüssel zu echter, schneller Sicherheit? Es ist die bewusste Entscheidung für ein professionelles System, das nicht nur einen Einbruch meldet, sondern einen verifizierten Alarm an die richtige Stelle übermittelt. Dieser Artikel führt Sie als zertifizierter Errichter durch die kritischen Aspekte einer Einbruchmeldeanlage in der Schweiz. Wir beleuchten, warum die Zertifizierung matchentscheidend ist, wie eine professionelle Aufschaltung funktioniert und welche technologischen Details den Unterschied zwischen einem nutzlosen Lärm und einer effektiven Intervention ausmachen.

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Um die komplexen Zusammenhänge zu verstehen, die eine schnelle Polizeiintervention in der Schweiz ermöglichen, haben wir die entscheidenden Faktoren für Sie strukturiert. Der folgende Überblick führt Sie durch die wichtigsten Aspekte – von den versicherungsrechtlichen Grundlagen bis hin zur entscheidenden Rolle der Notrufleitstellen.

Warum Ihre Versicherung bei einer nicht-zertifizierten Alarmanlage im Schadenfall nicht zahlt?

Viele Anlagenbetreiber gehen fälschlicherweise davon aus, dass die blosse Existenz einer Alarmanlage den Versicherungsschutz automatisch verbessert. Die Realität ist jedoch, dass Versicherungen in der Schweiz klare und strikte Anforderungen stellen. Der entscheidende Faktor ist hierbei die Zertifizierung durch den Verband Schweizerischer Errichter von Sicherheitsanlagen (SES). Versicherer stützen ihre Policen und Leistungszusagen auf die Einhaltung der SES-Richtlinien, da diese einen geprüften Qualitäts- und Zuverlässigkeitsstandard garantieren.

Eine nicht-zertifizierte Anlage, oft aus dem DIY-Segment, erfüllt diese Kriterien in der Regel nicht. Im Schadenfall wird die Versicherung genau prüfen, ob die installierte Anlage den geltenden Normen entsprach. Kann kein entsprechendes Zertifikat eines lizenzierten Errichters vorgelegt werden, kann die Versicherung die Leistung kürzen oder sogar gänzlich verweigern. Der Grund: Eine nicht normgerechte Anlage wird als unzureichende Schutzmassnahme bewertet, wodurch der Versicherungsnehmer seine Sorgfaltspflicht verletzt hat.

Die SES-Richtlinien definieren verschiedene Risikoklassen, die für unterschiedliche Objekte wie Privatwohnungen, Bijouterien oder Museen gelten. Nur eine Anlage, die gemäss diesen Richtlinien geplant, installiert und gewartet wird, bietet eine solide Grundlage für den Versicherungsschutz. Die Investition in ein zertifiziertes System ist somit keine Option, sondern eine grundlegende Voraussetzung, um im Ernstfall nicht nur vor dem Einbrecher, sondern auch vor dem finanziellen Doppel-Schaden geschützt zu sein.

Wie platzieren Sie Bewegungsmelder so, dass Haustiere keine Fehlalarme auslösen?

Ein häufiger Grund für kostspielige Fehlalarme sind Haustiere. Moderne, professionelle Bewegungsmelder sind jedoch darauf ausgelegt, dieses Problem zu lösen. Der Schlüssel liegt in der sogenannten «Haustierimmunität», die durch eine Kombination aus Technologie und korrekter Platzierung erreicht wird. Diese Melder nutzen in der Regel eine Dual-Technologie, die passive Infrarotsensoren (PIR), welche auf Körperwärme reagieren, mit Mikrowellensensoren kombiniert, die Bewegungen erfassen. Ein Alarm wird nur ausgelöst, wenn beide Sensoren gleichzeitig ein Signal detektieren, das dem Muster eines Menschen entspricht.

Die reine Technologie genügt jedoch nicht. Die fachgerechte Installation ist entscheidend, um die Zuverlässigkeit zu gewährleisten. Hier sind die wichtigsten Regeln, die ein zertifizierter Errichter befolgt:

  • Montagehöhe: Der Melder wird in einer bestimmten Höhe (oft zwischen 2,1 und 2,4 Metern) montiert. Dadurch entsteht unterhalb des Melders eine «tote Zone», in der sich Haustiere am Boden bewegen können, ohne erfasst zu werden.
  • Keine Klettermöglichkeiten: Der Erfassungsbereich des Melders darf keine Möbel, Treppen oder andere Objekte enthalten, auf die ein Haustier klettern und so in den Überwachungsbereich gelangen könnte.
  • Vermeidung von Wärmequellen: Der Melder darf nicht direkt auf Heizkörper, Fenster mit direkter Sonneneinstrahlung oder andere Wärmequellen gerichtet sein, die den PIR-Sensor stören könnten.

Dieser professionelle Ansatz stellt sicher, dass Ihre Katze oder Ihr Hund sich frei bewegen kann, während ein menschlicher Eindringling zuverlässig erkannt wird. Die fachgerechte Installation eines haustierfreundlichen Bewegungsmelders ist ein zentraler Baustein, um die Integrität der gesamten Reaktionskette zu wahren und teure, unnötige Einsätze zu vermeiden.

Fachgerechte Installation eines haustierfreundlichen Bewegungsmelders in Schweizer Wohnraum

Wie auf dieser Abbildung einer professionellen Installation zu sehen ist, geht es um Präzision. Die Positionierung und Konfiguration sind ebenso wichtig wie die Qualität des Sensors selbst. Nur so wird das Sicherheits-Ökosystem nicht durch ständige Falschmeldungen geschwächt.

Drahtgebunden oder Funk: Welches System ist resistenter gegen Sabotage (Jamming)?

Die Frage, ob eine drahtgebundene oder eine Funk-Alarmanlage sicherer ist, wird oft diskutiert. Klassischerweise gelten drahtgebundene Systeme als die robusteste Lösung gegen Sabotage. Jeder Melder, jede Sirene und jedes Bedienteil ist physisch über ein Kabel mit der Zentrale verbunden. Diese Kabel werden von zertifizierten Installateuren in geschützten Kanälen verlegt und sind durch sogenannte Sabotageschleifen permanent überwacht. Jeder Versuch, ein Kabel zu durchtrennen oder eine Komponente zu manipulieren, löst sofort einen Sabotagealarm aus.

Moderne Funksysteme haben jedoch technologisch massiv aufgeholt und bieten ebenfalls ein hohes Mass an Sicherheit, vorausgesetzt, sie sind zertifiziert. Entscheidend ist, dass die SES-Richtlinien sich auf die europäische Norm EN 50131-x stützen, welche die Anforderungen festlegt. Solche Systeme nutzen fortschrittliche Methoden, um sich gegen sogenanntes «Jamming» – das Stören der Funkfrequenz mit einem Störsender – zu schützen. Die wichtigsten Merkmale sind:

  • Frequenz-Hopping: Die Anlage wechselt permanent und automatisch die Frequenz innerhalb eines geschützten Bandes. Ein Störsender, der nur eine Frequenz blockiert, läuft ins Leere.
  • Bidirektionale Kommunikation: Melder und Zentrale kommunizieren in beide Richtungen. Die Zentrale «erwartet» in regelmässigen Abständen ein Lebenszeichen von jedem Melder. Bleibt dieses aus, wird ebenfalls ein Sabotagealarm ausgelöst.
  • Störsender-Erkennung: Professionelle Systeme erkennen den Versuch eines Jamming-Angriffs aktiv und lösen einen entsprechenden Voralarm aus, bevor die Verbindung komplett abbricht.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein fachmännisch installiertes, drahtgebundenes System bietet den physikalisch höchsten Sabotageschutz. Ein modernes, nach EN 50131 zertifiziertes Funksystem ist jedoch ebenfalls hochgradig sicher und für die meisten privaten und gewerblichen Anwendungen eine absolut zuverlässige Alternative. Die Entscheidung hängt oft von den baulichen Gegebenheiten und der Risikobewertung des Objekts ab.

Die Kostenfalle Polizei-Einsatz: Wer zahlt, wenn die Anlage grundlos die Polizei ruft?

Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass ein Polizeieinsatz nach einem Alarmanruf immer kostenlos ist. In der Schweiz gilt jedoch das Verursacherprinzip. Löst eine Alarmanlage einen Alarm aus und die Polizei rückt aus, stellt sich vor Ort jedoch heraus, dass es sich um einen Fehlalarm handelte – zum Beispiel durch eine Fehlbedienung, ein offenes Fenster oder ein Haustier –, trägt der Anlagenbetreiber die vollen Kosten. Diese sogenannte Umtriebsentschädigung kann je nach Kanton und Aufwand beträchtlich sein und schnell mehrere hundert bis über tausend Franken betragen.

Hier kommt der entscheidende Vorteil einer Aufschaltung auf eine professionelle Notruf- und Serviceleitstelle (NSL) zum Tragen. Eine NSL agiert als intelligenter Filter. Wie Experten von Black Knight Security Schweiz betonen, ist die Verifikation der Schlüssel:

Nutzen Sie unsere Sicherheitstechnik und diese ist auf unsere Notruf- und Serviceleitstelle aufgeschaltet, wird jeder Alarmeingang geprüft und im tatsächlichen Ereignisfall auch bestätigt. Hiermit liegt immer eine entsprechende Foto- oder Videoverifikation vor, sodass für Sie keine zusätzlichen Kosten des Polizei- oder Rettungskräfteeinsatzes anfallen.

– Black Knight Security Schweiz, NSL-Dienstleistungsbeschreibung

Die NSL-Fachkraft prüft jeden eingehenden Alarm, oft mittels Audio- oder Videoüberprüfung. Nur wenn es eindeutige Hinweise auf einen echten Einbruch gibt, wird ein verifizierter Alarm an die Polizei weitergeleitet. Dieser hat eine viel höhere Priorität und befreit den Anlagenbetreiber von der Haftung für die Einsatzkosten. Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft die potenziellen Kosten in einigen Kantonen und wie eine NSL davor schützt.

Die Kosten für Fehlalarme sind in den verschiedenen Schweizer Kantonen klar geregelt und können eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen. Die folgende Übersicht zeigt die typischen Umtriebsentschädigungen und den direkten Vorteil einer NSL-Verifikation, wie sie in einer Analyse der Black Knight Security dargestellt wird.

Umtriebsentschädigungen Schweizer Kantonspolizeien
Kanton Kosten Fehlalarm Mit NSL-Verifikation
Zürich CHF 500-1000 CHF 0
Bern CHF 400-800 CHF 0
Waadt CHF 600-1200 CHF 0

Die Investition in eine NSL-Aufschaltung ist somit nicht nur eine Massnahme für schnellere Hilfe, sondern auch eine Versicherung gegen die unkalkulierbare Kostenfalle von Fehlalarmen.

Wie oft müssen Akkus und Sensoren geprüft werden, um die volle Schutzwirkung zu erhalten?

Eine Einbruchmeldeanlage ist nur so gut wie ihr schwächstes Glied. Selbst die hochwertigste Anlage verliert ihre Schutzwirkung, wenn sie nicht regelmässig gewartet wird. Kritische Komponenten wie Notstrom-Akkus, Batterien in Funksensoren und die Sensoren selbst unterliegen einem natürlichen Verschleiss. Ein leerer Akku kann bei einem Stromausfall das gesamte System lahmlegen, noch bevor ein Einbrecher überhaupt am Werk ist. Deshalb sind die Wartungsintervalle in der Schweiz klar geregelt.

Gemäss den Richtlinien des SES ist für zertifizierte Anlagen eine einmal jährliche obligatorische Wartung durch einen qualifizierten Fachmann vorgeschrieben. Diese Regel ist nicht verhandelbar und eine Voraussetzung für den Erhalt des Zertifikats und somit auch des vollen Versicherungsschutzes. Wie der Verband Schweizerischer Errichter von Sicherheitsanlagen SES bestätigt, verpflichten sich dessen Mitglieder zur Einhaltung dieser Qualitätskriterien. Moderne Anlagen führen zwar automatische Selbsttests durch, diese ersetzen jedoch nicht die physische Inspektion vor Ort.

Während der Wartung prüft der Techniker systematisch alle Komponenten:

  • Zentrale und Notstrom-Akku: Messung der Akkukapazität und präventiver Austausch.
  • Melder und Sensoren: Funktionstest jedes einzelnen Melders, Reinigung der Linsen und Austausch der Batterien bei Funksystemen.
  • Alarmierungsmittel: Test der Sirenen, Blitzlichter und der Übertragungswege zur NSL.
  • Software und Protokolle: Überprüfung auf Updates und Auslesen des Ereignisspeichers zur Analyse.

Jede durchgeführte Wartung wird im sogenannten Anlagenbuch protokolliert. Dieses Dokument ist der offizielle Nachweis gegenüber der Versicherung, dass die Anlage ordnungsgemäss unterhalten wird. Eine versäumte Wartung kann zum Verlust der Zertifizierung und im schlimmsten Fall zur Leistungsverweigerung der Versicherung führen.

Schweizer Anlagenbuch mit Wartungsprotokoll für Einbruchmeldeanlage

Ihre Checkliste für die jährliche Anlagenwartung

  1. Termin prüfen: Ist die letzte Wartung gemäss Anlagenbuch weniger als 12 Monate her? Vereinbaren Sie rechtzeitig einen Termin mit Ihrem SES-Errichter.
  2. Zugänglichkeit sicherstellen: Stellen Sie sicher, dass der Techniker am Wartungstag Zugang zu allen Räumen mit Meldern sowie zur Alarmzentrale hat.
  3. Auffälligkeiten melden: Haben Sie in den letzten Monaten Unregelmässigkeiten (z.B. kurze Pieptöne, Fehlermeldungen) bemerkt? Teilen Sie diese dem Techniker mit.
  4. Protokoll einfordern: Verlangen Sie nach Abschluss der Arbeiten einen unterzeichneten Eintrag im Anlagenbuch als offiziellen Nachweis.
  5. Kontaktdaten aktualisieren: Überprüfen Sie, ob Ihre hinterlegten Kontaktdaten bei der NSL noch aktuell sind, damit Sie im Ernstfall erreichbar sind.

Revierfahrer oder Polizei: Wer sollte bei einem Einbruchalarm zuerst alarmiert werden?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, denn die Antwort liegt im Konzept der gestaffelten Alarmreaktion, das von professionellen Notrufleitstellen (NSL) in der Schweiz praktiziert wird. Die Entscheidung, ob ein privater Revierfahrer oder direkt die Polizei alarmiert wird, trifft nicht der Anlagenbesitzer, sondern die NSL-Fachkraft – und zwar basierend auf einer Echtzeit-Analyse der Situation.

Geht ein Alarm bei der NSL ein, wird dieser sofort geprüft. Moderne Systeme erlauben eine Audio- oder Videoverifikation. Die NSL-Fachkraft kann in das Objekt hineinhören oder -sehen. Handelt es sich um einen eindeutigen Fehlalarm (z.B. ein Mitarbeiter hat den Code vergessen), wird der Prozess abgebrochen. Gibt es unklare Anzeichen, wird oft zunächst ein privater Interventionsdienst (Revierfahrer) zum Objekt geschickt. Dieser ist schnell vor Ort, kann die Lage prüfen (z.B. auf Einbruchsspuren an Fenstern und Türen) und eine qualifizierte Rückmeldung an die NSL geben. Dies ist eine kosteneffiziente erste Massnahme.

Wird jedoch durch die Verifikation (z.B. Live-Video eines Eindringlings) ein tatsächlicher Einbruch bestätigt, ergreift die NSL sofort die vereinbarte Massnahme: Sie alarmiert direkt und priorisiert die Polizei über eine gesicherte Direktleitung. Dieses Vorgehen ist entscheidend, denn ohne eine solche Verifikation vergehen, wie eine Analyse von Black Knight Security zeigt, erfahrungsgemäss rund 30 Minuten, bis eine Meldung durch einen Laien bei der Polizei die nötige Priorität erhält und eine Patrouille entsandt wird. Die NSL-Meldung hingegen wird als hochdringlich eingestuft.

Die Frage lautet also nicht «entweder/oder», sondern «wer, wann?». Die NSL agiert als professionelle Kommandozentrale, die je nach Situation die schnellste und adäquateste Ressource aktiviert – sei es der Revierfahrer zur Vor-Ort-Prüfung oder die Polizei für den Ernstfall.

Warum Pixelveränderung (Motion Detection) im Aussenbereich veraltet ist?

Die Überwachung des Aussenbereichs ist eine der grössten Herausforderungen für Alarmanlagen, da hier unzählige Störfaktoren zu Fehlalarmen führen können: wehende Äste, vorbeilaufende Tiere, Schattenwurf oder wechselnde Wetterbedingungen wie Regen und Schnee. Lange Zeit basierte die Videoüberwachung auf der reinen Pixelveränderungsanalyse (Motion Detection). Diese Technologie reagiert auf jegliche Veränderung im Bild, ohne deren Ursache zu verstehen. Das Resultat ist eine extrem hohe Fehlalarmrate, die solche Systeme für eine seriöse Aufschaltung auf eine NSL praktisch unbrauchbar macht.

Die moderne und zuverlässige Lösung ist die KI-basierte Videoanalytik, die auf Objekterkennung spezialisiert ist. Anstatt nur Pixeländerungen zu registrieren, ist die künstliche Intelligenz darauf trainiert, spezifische Objekte wie Menschen, Fahrzeuge oder Tiere zu erkennen und voneinander zu unterscheiden. Der Benutzer kann exakte Regeln definieren, zum Beispiel: «Löse nur dann einen Alarm aus, wenn eine Person nach 22:00 Uhr die virtuelle Linie zur Terrasse übertritt.» Ein vorbeilaufender Igel oder ein vom Wind bewegter Busch werden von der KI erkannt und ignoriert.

Diese Technologie führt zu einer drastischen Verbesserung der Zuverlässigkeit. Führende Schweizer NSLs berichten von einer Reduktion von Fehlalarmen im Aussenbereich um bis zu 95% durch den Einsatz von KI-basierter Objekterkennung. Dies entlastet nicht nur die NSL-Zentralen, sondern ist auch die Grundvoraussetzung dafür, dass ein Alarm aus dem Aussenbereich überhaupt als verifizierbar und damit als relevant für einen Polizeieinsatz eingestuft werden kann.

Die Gegenüberstellung der beiden Technologien verdeutlicht den massiven Fortschritt und warum die klassische Pixel-Analyse heute als überholt gilt.

Vergleich klassische vs. KI-Videoanalyse
Kriterium Pixel-Analyse KI-Objekterkennung
Fehlalarmrate Hoch (70-80%) Niedrig (<5%)
Unterscheidung Mensch/Tier Nicht möglich Zuverlässig
Wettereinflüsse Stark störanfällig Weitgehend immun
NSL-Effizienz Niedrig Sehr hoch

Für eine effektive Aussenabsicherung gibt es daher heute keine Alternative mehr zur intelligenten Videoanalytik. Sie ist der technologische Schlüssel, um die Reaktionskette bereits an der Grundstücksgrenze zuverlässig zu starten, ohne sie durch ständige Falschmeldungen zu überlasten.

Das Wichtigste in Kürze

  • SES-Zertifizierung ist nicht verhandelbar: Ohne sie drohen Leistungsverweigerung der Versicherung und mangelnde Zuverlässigkeit.
  • Unverifizierte Fehlalarme sind eine Haftungsfalle: Die Kosten für Polizeieinsätze können in der Schweiz CHF 1’000.– übersteigen und gehen zulasten des Betreibers.
  • Nur eine Schweizer NSL garantiert Priorität: Dank konzessionierter Direktleitungen zur Polizei wird ein verifizierter Alarm als hochdringlich behandelt, was entscheidende Minuten spart.

Warum die Aufschaltung auf eine Schweizer Notrufleitstelle (NSL) im Ernstfall 15 Minuten spart?

Der entscheidende Faktor, der über die Geschwindigkeit einer Polizeiintervention entscheidet, ist die Art und Weise, wie der Alarm die Einsatzzentrale der Polizei erreicht. Ein Anruf von einer Privatperson, die eine Push-Nachricht ihrer DIY-Anlage erhalten hat, wird als «Meldung mit unklarer Priorität» behandelt. Die Polizei muss davon ausgehen, dass es sich um einen von vielen Fehlalarmen handeln könnte. Bis zur Klärung der Lage und Entsendung einer Patrouille vergehen erfahrungsgemäss 30 Minuten oder mehr.

Hier spielt eine konzessionierte Schweizer Notruf- und Serviceleitstelle (NSL) ihren entscheidenden Vorteil aus. Wie ein Schweizer Sicherheitsexperte klarstellt, ist der Standort Schweiz und die offizielle Lizenzierung matchentscheidend:

Nur eine NSL mit Standort Schweiz verfügt über die offiziellen Konzessionen und gesicherten Direktleitungen zu den kantonalen Polizeizentralen. Eine ausländische NSL ist ein Callcenter ohne Priorität.

– Schweizer Sicherheitsexperte, Fachbeitrag Sicherheitstechnik

Diese konzessionierten Direktleitungen sind der Schlüssel. Wenn eine NSL nach erfolgreicher Verifikation (z.B. per Video) einen Alarm an die Polizei meldet, geschieht dies über einen gesicherten, priorisierten Kanal. Die Polizei weiss: Diese Meldung kommt von einer vertrauenswürdigen, professionellen Stelle und die Wahrscheinlichkeit eines echten Notfalls ist extrem hoch. Die Meldung wird sofort mit höchster Dringlichkeit behandelt, was die Reaktionszeit dramatisch verkürzt – auf typischerweise 2 bis 15 Minuten. Das ist eine Zeitersparnis von mindestens 15 Minuten im Vergleich zur laienhaften Meldung.

Die Prozesskette ist klar und effizient: Die NSL prüft, verifiziert und alarmiert priorisiert. Dieser lückenlose, professionelle Prozess ist es, der im Ernstfall den entscheidenden Zeitvorteil verschafft und die Chancen, Täter auf frischer Tat zu ertappen, massiv erhöht. Die Investition in eine Aufschaltung ist somit eine direkte Investition in wertvolle Zeit.

Um sicherzustellen, dass Ihr Sicherheitskonzept keine Schwachstellen aufweist und die Reaktionskette im Ernstfall lückenlos funktioniert, ist eine professionelle Analyse Ihres Objekts der nächste logische Schritt. Kontaktieren Sie einen zertifizierten SES-Errichter in Ihrer Nähe, um eine massgeschneiderte und normgerechte Schutzstrategie zu gewährleisten.

Häufige Fragen zur Anlagenwartung

Ersetzt die automatische Selbstüberwachung die physische Inspektion?

Nein, die gesetzlich und versicherungstechnisch vorgeschriebene physische Inspektion vor Ort in der Schweiz kann nicht ersetzt werden.

Was passiert bei versäumter Wartung?

Verlust der SES-Zertifizierung und potenzielle Leistungsverweigerung der Versicherung.

Was ist das Anlagenbuch?

Ein von Schweizer Versicherungen anerkanntes Dokument zur Protokollierung aller Wartungen und Störungen.

Geschrieben von Beat Gerber, Diplomierter Sicherheitsingenieur und Experte für physische Gebäudesicherheit, Zutrittskontrollsysteme und Perimeterschutz. Er plant seit zwei Jahrzehnten Sicherheitskonzepte für Industrieareale und Hochsicherheitszonen in der Schweiz.