
Ganzheitliche Sicherheit ist in der Schweiz keine Kostenstelle, sondern ein messbarer Werttreiber und ein entscheidendes Qualitätsmerkmal.
- Ein lückenhaftes Sicherheitskonzept gefährdet direkt die Kreditwürdigkeit bei Schweizer Banken und erhöht die Finanzierungskosten.
- Die Umwandlung abstrakter Risiken in einen konkreten „Return on Security Investment“ (ROSI) ist der Schlüssel zur Budgetfreigabe durch den CFO.
Empfehlung: Fokussieren Sie die Diskussion im Verwaltungsrat weg von technischen Details hin zur monetären Bewertung von Risiken und der Stärkung der Governance als Teil des „Swiss Made“-Versprechens.
Als Führungskraft in der Schweiz stehen Sie vor einer ständigen Herausforderung: Sie müssen das Unternehmen vor wachsenden Bedrohungen schützen, während Sie gleichzeitig Rentabilität und Wachstum sicherstellen. Die Diskussion über Sicherheit im Verwaltungsrat endet oft in einer Sackgasse. Die IT fordert mehr Budget für Firewalls und Antiviren-Software, während der Finanzchef die steigenden Kosten hinterfragt. Diese Debatte ist nicht nur unproduktiv, sie verfehlt auch den Kern des Problems.
Die üblichen Ansätze, die sich auf rein technische Lösungen oder das blosse Abhaken von Compliance-Listen konzentrieren, sind heute unzureichend. Sie erzeugen ein trügerisches Gefühl der Sicherheit und adressieren nicht die strategische Dimension des Risikomanagements. In einem Marktumfeld, in dem Cyberangriffe, Industriespionage und regulatorische Anforderungen zunehmen, wird Sicherheit zu einem fundamentalen Pfeiler der Unternehmens-Governance und -Resilienz.
Doch was, wenn die wahre Lösung nicht darin liegt, noch mehr Geld für Technologie auszugeben, sondern den Blickwinkel radikal zu ändern? Was, wenn Sicherheit nicht als Kostenstelle, sondern als strategischer Hebel zur Wertsteigerung betrachtet wird? Ein Hebel, der Ihre Kreditwürdigkeit verbessert, das Vertrauen Ihrer Kunden stärkt und Ihr Unternehmen als widerstandsfähigen und verlässlichen Partner im Markt positioniert. Es geht darum, die Sprache des Verwaltungsrats zu sprechen: die Sprache von Risiko, Rendite und Reputation.
Dieser Artikel ist Ihr strategischer Fahrplan. Er zeigt Ihnen, wie Sie ein ganzheitliches Sicherheitsmanagement aufbauen, das über technische Massnahmen hinausgeht und zu einem integralen Bestandteil Ihrer Unternehmensstrategie wird. Sie lernen, wie Sie Sicherheitsinvestitionen nicht als Ausgaben, sondern als rentables Investment argumentieren und so die volle Unterstützung Ihres Verwaltungsrats gewinnen.
Der folgende Leitfaden bietet Ihnen eine strukturierte Übersicht über die entscheidenden strategischen Aspekte. Jeder Abschnitt ist darauf ausgelegt, Ihnen konkrete, auf den Schweizer Kontext zugeschnittene Antworten und Werkzeuge an die Hand zu geben, um Ihr Sicherheitsmanagement auf das nächste Level zu heben.
Inhaltsverzeichnis: Der strategische Fahrplan für Ihr Sicherheitsmanagement
- Warum ein lückenhaftes Sicherheitskonzept Ihre Kredite bei Schweizer Banken gefährdet?
- Wie strukturieren Sie Verantwortlichkeiten im Sicherheitsmanagement, wenn Ressourcen knapp sind?
- Die 3 teuersten Missverständnisse beim Versuch, „alles auf einmal“ abzusichern
- Sicherheitszentrale intern betreiben oder an einen Schweizer Dienstleister auslagern: Was lohnt sich?
- Wann ist der ideale Zeitpunkt, um physische Sicherheitsaudits in den digitalen Jahresplan zu integrieren?
- Warum Kunden heute Firmen mit zertifizierter Governance bevorzugen?
- Wie bewerten Sie Cyber-Risiken monetär, um dem CFO Investitionen zu begründen?
- Wie stellen Sie Ihren Krisenstab so auf, dass er in der ersten „Golden Hour“ handlungsfähig ist?
Warum ein lückenhaftes Sicherheitskonzept Ihre Kredite bei Schweizer Banken gefährdet?
Die Zeiten, in denen Banken bei der Kreditvergabe ausschliesslich auf Bilanzkennzahlen und Businesspläne blickten, sind vorbei. Heute ist die operationelle Resilienz, insbesondere die Cybersicherheit, ein zentraler Faktor in der Due-Diligence-Prüfung von Schweizer Finanzinstituten. Ein unzureichend dokumentiertes Sicherheitskonzept wird nicht mehr als Kavaliersdelikt, sondern als handfestes Geschäftsrisiko eingestuft, das direkt Ihre Finanzierungskonditionen oder gar die Kreditvergabe selbst beeinflussen kann.
Banken und Versicherer sind durch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) selbst strengen Auflagen unterworfen und müssen die Risiken ihrer eigenen Lieferketten und Kreditportfolios lückenlos bewerten. Wenn Ihr Unternehmen die Sicherheitsanforderungen nicht nachweislich erfüllt, schlägt sich das in höheren Risikoaufschlägen oder strengeren Covenants nieder. Eine Studie zu den Auswirkungen mangelnder Cybersicherheit zeigt, dass bei unzureichender Dokumentation die Kreditprüfungen verschärft werden, da das Risiko eines Ausfalls durch einen Cybervorfall als zu hoch bewertet wird. Für 80% der Schweizer Banken ist dies ein entscheidender Punkt, da sie selbst Teile ihrer IT-Infrastruktur auslagern und die Risiken Dritter genauestens prüfen müssen.
Für den Verwaltungsrat bedeutet das: Ein schwaches Sicherheitsmanagement ist kein internes IT-Problem, sondern eine direkte Bedrohung für die Liquidität und die finanzielle Stabilität des Unternehmens. Es ist Ihre Aufgabe als strategische Führungskraft, sicherzustellen, dass das Unternehmen nicht nur sicher ist, sondern diese Sicherheit auch gegenüber externen Prüfern, Investoren und Banken überzeugend dokumentieren kann.
Wie strukturieren Sie Verantwortlichkeiten im Sicherheitsmanagement, wenn Ressourcen knapp sind?
Gerade in Schweizer KMU, wo Budgets und Personalressourcen begrenzt sind, scheint die Etablierung eines umfassenden Sicherheitsmanagements oft eine unüberwindbare Hürde. Die Lösung liegt nicht darin, eine grosse Sicherheitsabteilung aufzubauen, sondern darin, Verantwortung intelligent zu verteilen. Das Schweizer „Milizprinzip“ – die Übernahme von Verantwortung durch qualifizierte Personen neben ihrer Haupttätigkeit – lässt sich hier perfekt auf die Unternehmenssicherheit übertragen. Es geht um klare Strukturen und die Befähigung von Schlüsselpersonen.
Die regulatorischen Anforderungen sind unmissverständlich. Wie die FINMA klarstellt, trägt das oberste Führungsorgan die Endverantwortung: „Das Oberleitungsorgan muss eine transparente und aktuelle Sicht über die inhärenten operationellen Risiken haben“, so eine zentrale Vorgabe aus dem FINMA-Rundschreiben 2023/1. Diese Verantwortung kann nicht delegiert werden, die Umsetzung jedoch schon. Ein pragmatisches Werkzeug hierfür ist eine RACI-Matrix (Responsible, Accountable, Consulted, Informed), die Zuständigkeiten klar und nachvollziehbar regelt.

Diese Matrix hilft, die Rollen zwischen Geschäftsführung, IT, einem designierten Sicherheitsbeauftragten (der diese Rolle auch in Teilzeit ausüben kann) und externen Partnern zu definieren. Die Geschäftsführung bleibt „Accountable“ (A) für die Strategie, während der IT-Verantwortliche oder ein externer Dienstleister „Responsible“ (R) für die operative Umsetzung ist. So wird sichergestellt, dass auch mit schlanken Ressourcen alle kritischen Aufgaben abgedeckt sind und die Rechenschaftspflicht klar beim Management liegt.
Die folgende Tabelle zeigt ein vereinfachtes Beispiel einer solchen RACI-Matrix, angepasst für die Bedürfnisse eines typischen Schweizer KMU. Sie dient als Ausgangspunkt, um die Diskussion über Verantwortlichkeiten zu strukturieren und Doppelspurigkeiten oder Lücken zu vermeiden.
| Aufgabe | Geschäftsführer | IT-Verantwortlicher | Sicherheitsbeauftragter | Externer Partner |
|---|---|---|---|---|
| Sicherheitsstrategie | A | C | R | C |
| Risikobewertung | A | R | R | C |
| Incident Response | I | R | A | R |
| Compliance OR 716a | A/R | C | R | C |
| 24/7 Monitoring | I | I | A | R |
Die 3 teuersten Missverständnisse beim Versuch, „alles auf einmal“ abzusichern
In der Absicht, das Unternehmen bestmöglich zu schützen, verfallen viele Führungsgremien in Aktionismus, der nicht nur teuer, sondern auch ineffektiv ist. Ein ganzheitliches Sicherheitsmanagement basiert nicht auf der Abdeckung aller denkbaren Risiken, sondern auf der intelligenten Priorisierung der wahrscheinlichsten und schädlichsten Szenarien. Die folgenden drei Missverständnisse sind in der Schweizer Unternehmenslandschaft besonders verbreitet und kostspielig.
Missverständnis 1: nDSG-Konformität reicht aus. Viele Unternehmen wiegen sich in falscher Sicherheit, weil sie die Anforderungen des neuen Datenschutzgesetzes (nDSG) umgesetzt haben. Doch branchenspezifische Regulierungen, wie jene der FINMA für Finanzdienstleister oder der ElCom für Energieversorger, stellen weitaus strengere und spezifischere Anforderungen an die operationelle Resilienz. Die blosse Einhaltung des Datenschutzgesetzes schützt Sie weder vor branchenspezifischen Sanktionen noch vor den gravierendsten Cyber-Bedrohungen.
Missverständnis 2: Technologie als Allheilmittel. Die Investition in die neueste Sicherheitssoftware ist verlockend, führt aber ohne die Integration in bestehende Geschäftsprozesse oft zu teuren Investitionsruinen. Ein fortschrittliches Monitoring-Tool ist nutzlos, wenn niemand definiert hat, wer auf einen Alarm wie reagiert. Effektive Sicherheit entsteht erst durch das Zusammenspiel von Menschen, Prozessen und Technologie (People, Process, Technology). Ohne klare Prozesse und geschulte Mitarbeiter bleibt die teuerste Technologie wirkungslos.
Missverständnis 3: Physische und digitale Sicherheit sind getrennt. Dieses Silodenken ist in Zeiten von Industrie 4.0 und dem Internet of Things (IoT) fatal. Ein ungesicherter USB-Anschluss an einer Produktionsanlage oder ein offener Zugang zum Serverraum kann einen digitalen Totalausfall verursachen, der das gesamte Unternehmen lahmlegt. Wie das Nationale Zentrum für Cybersicherheit warnt, können Schäden schnell in die Millionen gehen. Synergien, beispielsweise durch die Kombination von IT-Audits mit den obligatorischen Suva-Begehungen zur Arbeitssicherheit, schaffen eine ganzheitliche Sicht und sparen gleichzeitig Ressourcen.
Sicherheitszentrale intern betreiben oder an einen Schweizer Dienstleister auslagern: Was lohnt sich?
Die Entscheidung, ein eigenes Security Operations Center (SOC) aufzubauen oder diese Aufgabe an einen spezialisierten Managed Security Service Provider (MSSP) auszulagern, ist eine der wichtigsten strategischen Weichenstellungen. Es ist eine klassische „Make-or-Buy“-Entscheidung, die weit über eine reine Kostenbetrachtung hinausgeht. Für Schweizer Unternehmen spielen dabei insbesondere die Faktoren Datenhoheit, Zugang zu Fachexperten und 24/7-Verfügbarkeit eine entscheidende Rolle.
Der Aufbau eines internen SOC ist mit erheblichen Investitionen verbunden. Neben den hohen Personalkosten für qualifizierte Analysten, die auf dem Schweizer Arbeitsmarkt rar und teuer sind, fallen Kosten für Infrastruktur, Softwarelizenzen und kontinuierliche Weiterbildung an. Insbesondere die Gewährleistung einer lückenlosen Überwachung rund um die Uhr stellt viele KMU vor eine personelle und finanzielle Zerreissprobe. Die FINMA gibt Unternehmen zwar eine zweijährige Übergangsfrist zur Umsetzung der neuen Resilienz-Anforderungen, doch der Aufbau der nötigen internen Kompetenzen kann diese Zeitspanne leicht überschreiten.
Ein Schweizer MSSP bietet hier oft eine wirtschaftlich und strategisch überlegene Alternative. Er bündelt die Expertise eines ganzen Teams von Spezialisten und verteilt die hohen Fixkosten auf mehrere Kunden. Dadurch erhalten Sie Zugang zu modernster Technologie und hochqualifizierten Analysten zu einem Bruchteil der Kosten eines Eigenbetriebs. Noch wichtiger ist jedoch der Aspekt der Datenhoheit: Die Wahl eines Anbieters, der seine Infrastruktur ausschliesslich in der Schweiz betreibt, stellt sicher, dass Ihre sensiblen Daten das Land nicht verlassen und dem strengen Schweizer Datenschutz unterliegen. Dies ist nicht nur eine regulatorische Anforderung, sondern auch ein starkes Argument gegenüber Kunden und Partnern.
Die folgende Kostenübersicht von KPMG verdeutlicht die finanzielle Dimension der Entscheidung. Sie zeigt, dass die Auslagerung an einen Schweizer MSSP oft weniger als die Hälfte eines internen Betriebs kostet, während gleichzeitig das Servicelevel und die Expertise steigen.
| Kostenfaktor | Internes SOC (CHF/Jahr) | Schweizer MSSP (CHF/Jahr) |
|---|---|---|
| Personal (3 FTE) | 420.000 | – |
| Infrastruktur & Tools | 150.000 | – |
| Weiterbildung & Zertifizierung | 45.000 | – |
| 24/7 Bereitschaft | 80.000 | – |
| MSSP Service Fee | – | 280.000 |
| Gesamtkosten | 695.000 | 280.000 |
Wann ist der ideale Zeitpunkt, um physische Sicherheitsaudits in den digitalen Jahresplan zu integrieren?
Die Integration von physischer Sicherheit in die digitale Sicherheitsstrategie ist kein optionales Add-on, sondern eine Notwendigkeit. Die Frage ist nicht, ob, sondern wann diese Überprüfungen am effektivsten sind. Ein proaktiver, ereignisgesteuerter Ansatz ist hier weitaus wirksamer als ein starres jährliches Audit. Indem Sie physische Sicherheitsaudits an logische Zeitpunkte im Geschäftsjahr koppeln, maximieren Sie deren Relevanz und Effizienz.
Die Zahl der Cybervorfälle in der Schweiz nimmt stetig zu. Laut NCSC-Statistik gab es bis Anfang 2024 bereits 62.954 gemeldete Vorfälle, ein signifikanter Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Viele dieser Angriffe haben eine physische Komponente oder hätten durch physische Massnahmen verhindert werden können. Der ideale Zeitpunkt für ein Audit ist daher immer dann, wenn sich das physische Umfeld oder das Risikoprofil Ihres Unternehmens ändert.
Folgende Zeitpunkte bieten sich besonders an, um physische Sicherheitsaspekte wie Zutrittskontrollen, Videoüberwachung und Sabotageschutz zu überprüfen:
- Synchronisation mit Suva-Begehungen: Nutzen Sie die ohnehin jährlich stattfindenden, obligatorischen Prüfungen zur Arbeitssicherheit, um eine kombinierte Überprüfung der physischen Sicherheit durchzuführen. Dies spart Zeit und sensibilisiert für die Überschneidungen von Arbeitssicherheit und Unternehmenssicherheit.
- Vor der Einführung von Industrie 4.0/IoT-Projekten: Bevor Sie Ihre Produktionsanlagen vernetzen, ist eine Überprüfung der physischen Sicherheit zwingend. Ungesicherte USB-Ports, offene WLAN-Netze an Maschinen oder mangelnder Schutz vor physischer Manipulation können das gesamte Projekt gefährden.
- Nach einem Umzug oder grösseren Umbauten: Ein neuer Standort oder ein umgebautes Bürogebäude ist der perfekte Anlass, um Schlüsselpläne, Alarmzonen und die Positionierung von Kameras neu zu bewerten. Alte Pläne sind in neuen Umgebungen oft wertlos.
- Bei Bekanntwerden von Branchenvorfällen: Wenn in den Medien über Werksspionage oder Einbrüche bei Wettbewerbern in der Schweiz berichtet wird, ist dies ein klares Signal, die eigenen Schutzmassnahmen proaktiv zu überprüfen und aus den Fehlern anderer zu lernen.
Warum Kunden heute Firmen mit zertifizierter Governance bevorzugen?
In einer globalisierten Wirtschaft, in der Lieferketten komplex und digitale Dienstleistungen allgegenwärtig sind, ist Vertrauen zur härtesten Währung geworden. Kunden und Geschäftspartner wollen nicht nur ein qualitativ hochwertiges Produkt, sondern auch die Gewissheit, dass ihre Daten sicher sind und der Partner seine operationellen Risiken im Griff hat. Eine zertifizierte Governance, beispielsweise nach dem international anerkannten Standard ISO 27001, ist hierbei nicht nur ein technisches Zertifikat, sondern ein starkes, sichtbares Bekenntnis zu Qualität und Verlässlichkeit.
Für Schweizer Unternehmen wird dies zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Die Zertifizierung eines Informationssicherheits-Managementsystems (ISMS) nach ISO 27001 wird zu einem integralen Bestandteil des Qualitätsversprechens „Swiss Made“. Es signalisiert internationalen B2B-Kunden, insbesondere in sensiblen Branchen wie dem Maschinenbau, der Medizintechnik oder der Luxusgüterindustrie, dass das Unternehmen Sicherheit auf demselben hohen Niveau betreibt wie seine Produktentwicklung und Fertigung.
Die Bedeutung einer solchen Zertifizierung geht weit über das Marketing hinaus. Sie wird immer häufiger zur Grundvoraussetzung für die Teilnahme an Geschäftsbeziehungen:
- Öffentliche Ausschreibungen: Grosse Auftraggeber wie die SBB, armasuisse oder andere bundesnahe Betriebe fordern eine ISO 27001-Zertifizierung oft als zwingende Teilnahmebedingung.
- Lieferkettenmanagement: Globale Konzerne und grosse Schweizer Unternehmen geben den Druck weiter und verlangen von ihren strategischen Lieferanten den Nachweis eines zertifizierten Sicherheitsmanagements.
- Versicherungsprämien: Ein nach ISO 27001 zertifiziertes ISMS kann sich positiv auf die Prämien von Cyber-Versicherungen auswirken, da es das Risikoprofil des Unternehmens nachweislich verbessert.
- Internationale Partnerschaften: Der Standard ist global anerkannt und schafft eine gemeinsame Vertrauensbasis, unabhängig von geografischer Lage oder branchenspezifischen Gesetzen.
Eine Zertifizierung ist somit eine Investition in die Marktfähigkeit und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Sie transformiert Sicherheit von einer internen Notwendigkeit in ein externes, kundenwirksames Qualitätsmerkmal.
Wie bewerten Sie Cyber-Risiken monetär, um dem CFO Investitionen zu begründen?
Die wirksamste Methode, den Verwaltungsrat und insbesondere den CFO von der Notwendigkeit einer Sicherheitsinvestition zu überzeugen, ist, die Sprache des Geldes zu sprechen. Abstrakte Bedrohungen wie „Phishing“ oder „Ransomware“ sind für eine Finanzdiskussion ungeeignet. Die entscheidende Frage lautet: Was kostet es uns, wenn wir nichts tun, im Vergleich zu dem, was es kostet, wenn wir handeln? Die Antwort darauf liefert der Return on Security Investment (ROSI).
Der ROSI ist eine Kennzahl, die den finanziellen Nutzen einer Sicherheitsmassnahme ins Verhältnis zu ihren Kosten setzt. Die Berechnung ist im Kern einfach: Sie schätzen den potenziellen Schaden eines bestimmten Vorfalls (z.B. ein Produktionsausfall durch Ransomware) und multiplizieren ihn mit seiner Eintrittswahrscheinlichkeit. Dies ergibt den erwarteten jährlichen Schaden (Single Loss Expectancy x Annual Rate of Occurrence). Anschliessend berechnen Sie, wie stark die geplante Sicherheitsmassnahme sowohl den potenziellen Schaden als auch die Eintrittswahrscheinlichkeit reduziert.
Eine aktuelle Analyse zeigt, dass die Schweiz bei der Häufigkeit von Cyberangriffen in Europa auf Platz 9 und weltweit auf Platz 22 liegt, was die Relevanz dieser Berechnungen unterstreicht. Die folgende Tabelle illustriert eine vereinfachte ROSI-Berechnung für ein Schweizer KMU. Sie macht deutlich, wie eine Investition von 180.000 CHF einen potenziellen Jahresschaden von über einer halben Million Franken auf 18.000 CHF reduziert – ein überzeugender Return von fast 300%.
| Parameter | Ohne Sicherheitsmassnahmen | Mit Sicherheitsmassnahmen |
|---|---|---|
| Eintrittswahrscheinlichkeit Cyberangriff | 65% | 15% |
| Durchschnittlicher Schaden (CHF) | 850.000 | 120.000 |
| Erwarteter Jahresschaden | 552.500 | 18.000 |
| Investition Sicherheit | 0 | 180.000 |
| ROSI (Return on Security Investment) | – | 297% |
Mit einer solchen quantitativen, monetären Bewertung verlagern Sie die Diskussion von einer vagen Angst vor Bedrohungen zu einer faktenbasierten Geschäftsentscheidung. Sie argumentieren nicht mehr für „mehr Sicherheit“, sondern für eine profitable Investition, die das Eigenkapital des Unternehmens schützt. Dies ist die Sprache, die jeder CFO und jedes Verwaltungsratsmitglied versteht und schätzt.
Das Wichtigste in Kürze
- Sicherheits-Governance ist kein IT-Thema, sondern ein entscheidender Faktor für die Kreditwürdigkeit und die Finanzierungskosten bei Schweizer Banken.
- Die Übersetzung von Cyber-Risiken in einen konkreten „Return on Security Investment“ (ROSI) ist der Schlüssel, um Budgets beim CFO und Verwaltungsrat durchzusetzen.
- Eine anerkannte Zertifizierung wie ISO 27001 transformiert Sicherheit von einer Kostenstelle in ein sichtbares Qualitätsmerkmal und einen Wettbewerbsvorteil, der das „Swiss Made“-Versprechen stärkt.
Wie stellen Sie Ihren Krisenstab so auf, dass er in der ersten „Golden Hour“ handlungsfähig ist?
Im Falle eines schwerwiegenden Sicherheitsvorfalls entscheiden die ersten 60 Minuten – die sogenannte „Golden Hour“ – über das Ausmass des Schadens. In dieser kritischen Phase geht es nicht um hektischen Aktionismus, sondern um die disziplinierte Ausführung eines vordefinierten Plans. Ein gut aufgestellter Krisenstab ist kein Team, das im Notfall zusammengewürfelt wird, sondern eine trainierte Einheit, die sofort weiss, was zu tun ist. Handlungsfähigkeit in der „Golden Hour“ ist das Resultat von Vorbereitung, nicht von Improvisation.
Die grössten Fehler in dieser Phase sind unklare Zuständigkeiten, fehlende Kommunikationswege und die Zerstörung von wichtigen Beweismitteln. Der Krisenstab muss aus Mitgliedern der Geschäftsleitung, der IT, der Rechtsabteilung und der Kommunikation bestehen und über klare Mandate verfügen. Besonders in der Schweiz ist die mehrsprachige Kommunikation (Deutsch, Französisch, Italienisch) entscheidend, um die Kontrolle über das Narrativ in allen Landesteilen zu behalten und das Vertrauen der Stakeholder nicht zu verlieren.
Die Vorbereitung auf diesen Moment ist essenziell. Regelmässige Übungen und Simulationen stellen sicher, dass jeder im Team seine Rolle kennt und die Abläufe verinnerlicht hat. Ein zentraler Bestandteil dieser Vorbereitung ist eine klare, priorisierte Checkliste für die ersten Momente nach der Entdeckung eines Vorfalls.
Ihre Checkliste für die „Golden Hour“
- Meldepflichten prüfen: Sofortige Prüfung der Meldepflicht an das NCSC (für kritische Infrastrukturen seit dem 1. April 2025 innerhalb von 24 Stunden obligatorisch) und den EDÖB gemäss nDSG bei einer Datenschutzverletzung.
- Team aktivieren: Unverzügliche Einberufung des internen Krisenteams und Kontaktaufnahme mit vorab definierten externen Partnern (Forensik, Rechtsberatung, PR-Agentur).
- Beweise sichern: Anweisung an die IT, alle relevanten Systeme zu isolieren und sämtliche Log-Dateien und Beweismittel unveränderlich zu sichern, bevor sie überschrieben werden. Nichts löschen oder neustarten ohne Anweisung der Forensiker.
- Kommunikation vorbereiten: Aktivierung des Kommunikationsteams zur Vorbereitung einer ersten, transparenten und faktenbasierten Information an betroffene Kunden, Mitarbeiter und die Öffentlichkeit. Halten Sie vorbereitete Sprachregelungen bereit.
- Behörden kontaktieren: Kontaktaufnahme mit der zuständigen kantonalen Cybercrime-Polizei, um den Vorfall zu melden und das weitere Vorgehen abzustimmen.
Ein robustes und ganzheitliches Sicherheitsmanagement ist heute kein optionales Extra mehr, sondern eine Kernaufgabe der strategischen Unternehmensführung in der Schweiz. Beginnen Sie jetzt damit, Sicherheit nicht als Belastung, sondern als messbaren Werttreiber und strategischen Vorteil zu positionieren, um die Resilienz und Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens nachhaltig zu sichern.