Veröffentlicht am April 18, 2024

Die Reduktion von Fehlalarmen um 90% ist nur der Anfang: KI-Videoanalyse transformiert die operative Sicherheit von Grund auf.

  • Filtert irrelevante Bewegungen (Wetter, Tiere) und identifiziert präzise echte Bedrohungen wie Herumlungern oder Stürze.
  • Ermöglicht sekundenschnelle forensische Suche und liefert dank Edge-Computing datenschutzkonforme, bandbreitenschonende Analysen.

Empfehlung: Führen Sie eine Analyse Ihrer aktuellen Fehlalarmquote durch und evaluieren Sie KI-Systeme, die auf Verhaltenserkennung statt auf reiner Bewegungserkennung basieren.

Jeder Piepton in der Sicherheitszentrale könnte eine echte Bedrohung signalisieren. Doch in der Realität sind Leiter von Sicherheitsdiensten und ihr Personal mit einer unaufhörlichen Flut von Fehlalarmen konfrontiert. Ein im Wind wehender Ast, eine vorbeihuschende Katze oder wechselnde Lichtverhältnisse durch Wolken – all das erzeugt ein konstantes Alarmrauschen, das die Aufmerksamkeit von den wirklich kritischen Ereignissen ablenkt. Der operative Druck steigt, die Reaktionsfähigkeit sinkt und die Kosten für unnötige Interventionen explodieren.

Herkömmliche Ansätze zur Lösung dieses Problems konzentrieren sich oft auf eine bessere Filterung oder die Justierung von Sensibilitätsschwellen. Doch dies bekämpft nur die Symptome, nicht die Ursache. Was aber, wenn die Lösung nicht darin besteht, Alarme besser zu verwalten, sondern darin, von vornherein nur noch echte, verifizierte Ereignisse zu generieren? Genau hier setzt die strategische Transformation durch KI-basierte Videoanalyse an. Es geht nicht um weniger Lärm, es geht um mehr Signal-Intelligenz.

Dieser Wandel ist keine ferne Zukunftsvision mehr, sondern eine heute verfügbare, operative Realität. Moderne Systeme analysieren nicht nur Pixel, sondern verstehen Kontexte, erkennen komplexe Verhaltensmuster und ermöglichen eine proaktive Ereignissteuerung, die weit über die simple Detektion von Eindringlingen hinausgeht. Für Sicherheitsverantwortliche in der Schweiz bedeutet dies nicht nur eine massive Effizienzsteigerung, sondern auch die Gewissheit, technologisch führend und gleichzeitig im Einklang mit dem strengen neuen Datenschutzgesetz (nDSG) zu agieren.

Dieser Artikel führt Sie durch die Kernaspekte dieser technologischen Revolution. Wir zeigen auf, wie KI die veraltete Bewegungserkennung ablöst, wie sie aggressives Verhalten antizipiert, die forensische Analyse beschleunigt und wie Sie diese Technologie in der Schweiz rechtssicher für Sicherheit und sogar für Marketinganalysen einsetzen können.

Warum Pixelveränderung (Motion Detection) im Aussenbereich veraltet ist?

Traditionelle Videoüberwachungssysteme, die auf reiner Bewegungserkennung (Motion Detection) basieren, sind technologisch an ihre Grenzen gestossen. Ihr fundamentales Prinzip ist simpel und zugleich ihre grösste Schwäche: Sie reagieren auf jegliche Veränderung von Pixeln im Bild. Ein Schatten, der über einen Parkplatz wandert, Regen, der auf die Kameralinse fällt, oder die Scheinwerfer eines vorbeifahrenden Autos lösen unweigerlich einen Alarm aus. Für eine Sicherheitszentrale bedeutet dies eine konstante Flut irrelevanter Meldungen – das sogenannte Alarmrauschen.

Diese Ineffizienz hat direkte finanzielle Konsequenzen. Jede Alarmmeldung muss von einem Operator verifiziert werden, was wertvolle Personalressourcen bindet. Kommt es zu einer Fehleinschätzung, wird ein Sicherheitsdienst ausgeschickt. In der Schweiz sind die Kosten für solche Einsätze erheblich. Bei Diensten wie Securitas kann nach einer kostenlosen jährlichen Intervention jeder weitere Einsatz bis zu CHF 200.00 kosten. Multipliziert man dies mit hunderten oder tausenden Fehlalarmen pro Jahr, wird die enorme finanzielle Belastung durch veraltete Technologie offensichtlich.

Die moderne KI-Videoanalyse bricht mit diesem Prinzip. Anstatt auf simple Pixeländerungen zu reagieren, analysiert sie Objekte und klassifiziert sie. Die KI lernt, zwischen einem Menschen, einem Fahrzeug, einem Tier und irrelevanten Bewegungen wie wehenden Blättern zu unterscheiden. Das Resultat ist eine drastische Reduktion des Alarmrauschens. Experten bestätigen, dass moderne KI-Systeme die Fehlalarmquote um bis zu 90% reduzieren. Diese operative Entlastung setzt nicht nur Budget frei, sondern ermöglicht es dem Sicherheitspersonal, sich auf die wirklich relevanten Vorfälle zu konzentrieren.

Rennen, Fallen, Lungern: Wie erkennt die KI aggressives Verhalten bevor es eskaliert?

Der wahre Paradigmenwechsel der KI-Videoanalyse liegt nicht nur in der Objekt-, sondern in der Verhaltenserkennung. Während herkömmliche Systeme lediglich die Anwesenheit einer Person melden, kann die KI den Kontext dieser Anwesenheit interpretieren. Sie transformiert rohe Videodaten in verwertbare Signal-Intelligenz, indem sie spezifische, oft verdächtige oder gefährliche Verhaltensmuster identifiziert, noch bevor eine Situation eskaliert. Dies ermöglicht eine truly proaktive Ereignissteuerung.

Moderne Algorithmen sind darauf trainiert, eine Vielzahl von menschlichen Aktionen und Interaktionen zu erkennen. Für Sicherheitszentralen bedeutet dies, dass Alarme nicht nur präziser, sondern auch mit wertvollen Metadaten angereichert werden. Statt eines generischen „Bewegung auf Areal B“ erhält der Operator eine spezifische Meldung wie „Person lungert seit 3 Minuten bei Eingang West“.

KI-basierte Verhaltensanalyse in einer Schweizer Sicherheitszentrale

Wie auf dem Bild zu sehen ist, ermöglicht diese Fokussierung auf echte Ereignisse dem Sicherheitspersonal eine konzentrierte und effiziente Arbeitsweise. Zu den Schlüsselkompetenzen fortschrittlicher KI-Systeme gehören laut Branchenexperten unter anderem:

  • Herumlungern (Loitering) erkennen: Das System identifiziert Personen, die sich ohne ersichtlichen Grund ungewöhnlich lange in einem sensiblen Bereich aufhalten.
  • Panik in Menschenmengen detektieren: Plötzlich auseinanderstrebende Bewegungen oder eine erhöhte Bewegungsgeschwindigkeit in einer Gruppe können automatisch als Panik interpretiert werden.
  • Hingefallene Personen erkennen: Besonders relevant für den Schutz von Arbeitern oder in öffentlichen Bereichen, löst das System einen Alarm aus, wenn eine Person stürzt und nicht wieder aufsteht.
  • Entreissdiebstähle identifizieren: Die KI kann plötzliche, schnelle Bewegungen zwischen zwei Personen als potenziellen Diebstahl klassifizieren und in Echtzeit melden.

Diese Fähigkeit, Verhalten zu deuten, gibt Sicherheitskräften entscheidende Sekunden oder Minuten Vorsprung, um deeskalierend einzugreifen oder Hilfe zu organisieren.

„Mann mit rotem Rucksack“: Wie finden Sie eine Person in Stunden von Videomaterial in Sekunden?

Nach einem Sicherheitsvorfall beginnt für das Personal oft die mühsamste Aufgabe: die forensische Analyse. Das manuelle Sichten von stunden- oder sogar tagelangem Videomaterial, um eine bestimmte Person oder ein Fahrzeug zu finden, ist extrem zeitaufwändig und fehleranfällig. KI-Videoanalyse revolutioniert diesen Prozess durch die sogenannte „Smart Forensic Search“. Anstatt Videostreams sequenziell anzusehen, können Operatoren das System mit spezifischen Attributen füttern.

Eine Suche kann so einfach formuliert werden wie eine Google-Anfrage: „Zeige mir alle Personen mit einem roten Rucksack, die zwischen 14:00 und 15:00 Uhr den Westeingang passiert haben.“ Die KI hat die Videodaten bereits im Hintergrund indexiert und mit Metadaten versehen (z.B. Objektklasse: Person, Farbe Oberteil: blau, Farbe Rucksack: rot). Dadurch kann sie tausende Stunden an Videomaterial in wenigen Sekunden durchsuchen und dem Operator nur die relevanten Clips präsentieren. Dies reduziert den Zeitaufwand für Ermittlungen von Tagen auf Minuten.

Diese Technologie wird in der Schweiz bereits erfolgreich und datenschutzkonform eingesetzt. Ein prominentes Beispiel ist die Migros. In einzelnen Filialen wird KI-Videoanalyse genutzt, um nach Vorfällen reaktiv nach Merkmalen wie Kleidung, Haarfarbe oder Körpergrösse zu filtern. Entscheidend für die rechtliche Zulässigkeit und die öffentliche Akzeptanz ist dabei der bewusste Verzicht auf biometrische Merkmale: Gesichtserkennung kommt dabei explizit nicht zum Einsatz. Dieses Vorgehen zeigt exemplarisch, wie sich die Effizienz der KI nutzen lässt, ohne die Privatsphäre gemäss dem neuen Datenschutzgesetz (nDSG) zu verletzen.

Wie überträgt die Kamera nur relevante Szenen, um das Netzwerk nicht zu verstopfen?

Die Verarbeitung hochauflösender Videoströme von Dutzenden oder Hunderten von Kameras stellt eine immense Belastung für die Netzwerkinfrastruktur dar. Eine kontinuierliche Übertragung aller Daten in die Cloud oder zu einem zentralen Server ist oft ineffizient und kostspielig. Die Lösung für dieses Problem liegt im Edge Computing, bei dem die KI-Analyse direkt auf der Kamera oder einem nahegelegenen Gerät (der „Edge“) stattfindet.

Anstatt den gesamten Videostream zu senden, analysiert die Kamera das Geschehen lokal. Nur wenn ein vordefiniertes, relevantes Ereignis erkannt wird (z.B. „Person lungert“), wird ein kurzer, relevanter Videoclip zusammen mit den Metadaten an die Sicherheitszentrale übertragen. Dies reduziert die benötigte Bandbreite um über 90% und macht das System resilienter gegenüber Netzwerkausfällen. Für Unternehmen in der Schweiz ist ein weiterer Aspekt von entscheidender Bedeutung: die Daten-Souveränität. Bei der Edge-Verarbeitung verlassen die Rohdaten das Firmengelände nicht, was die Einhaltung des nDSG erheblich vereinfacht.

Die folgende Tabelle stellt die beiden Ansätze gegenüber und verdeutlicht, warum Edge Computing für sicherheitskritische Anwendungen in der Schweiz die bevorzugte Methode ist.

Edge-KI vs. Cloud-KI für Schweizer Unternehmen
Aspekt Edge Computing Cloud-basierte Verarbeitung
Latenzzeiten Geringe Latenz, schnelle Reaktion Höhere Latenz durch Übertragung
Datensouveränität Daten verlassen Schweiz nicht Möglicher Datentransfer ins Ausland
Internetabhängigkeit Unabhängig vom Internet Stabile Internetverbindung erforderlich
Rechenleistung Begrenzte lokale Ressourcen Nahezu unbegrenzte Rechenpower
Empfehlung KRITIS Empfohlen für Sicherheitskritische Anwendungen Nur ergänzend für langfristige Analysen

Wie Sicherheitsexperten betonen, liegt der strategische Vorteil klar bei der dezentralen Verarbeitung. Die Experten von LivEye fassen es treffend zusammen:

Der Vorteil liegt in der schnellen Reaktionsfähigkeit, geringeren Netzwerklast, höherem Datenschutz und deutlich reduzierter Fehlalarmquote

– LivEye Sicherheitsexperten, Mobile Videoüberwachung für KRITIS

Die Cloud behält ihre Berechtigung für langfristige Analysen grosser Datenmengen, aber die Echtzeit-Sicherheitsintelligenz entsteht an der Edge.

Sicherheit trifft Marketing: Wie nutzen Sie Überwachungskameras zur Laufweganalyse?

Die durch KI-Videoanalyse gewonnenen Daten müssen nicht ausschliesslich Sicherheitszwecken dienen. Durch strikte Anonymisierung und Aggregation eröffnen sich wertvolle Einblicke für andere Unternehmensbereiche wie Marketing, Retail-Management oder Prozessoptimierung – und das völlig nDSG-konform. Der Schlüssel liegt darin, von der Identifikation einzelner Personen auf die Analyse anonymer Muster umzusteigen.

Anstatt Gesichter oder Kennzeichen zu speichern, extrahiert die KI nur Metadaten: „Ein Objekt der Klasse ‚Person‘ hat sich von Punkt A nach Punkt B bewegt.“ Werden Tausende solcher Bewegungsvektoren aggregiert, entstehen sogenannte Heatmaps oder Laufweganalysen. Diese visualisieren, welche Bereiche eines Geschäfts, einer Messehalle oder eines Produktionsgeländes am stärksten frequentiert sind, wo sich Kunden am längsten aufhalten und welche Wege sie typischerweise nehmen. Diese Informationen sind Gold wert für die Optimierung von Ladenlayouts, die Platzierung von Produkten oder die Verbesserung von Sicherheits- und Evakuierungskonzepten.

Anonymisierte Heatmap-Analyse für Schweizer Einzelhandel

Die technische und rechtliche Umsetzung in der Schweiz erfordert eine sorgfältige Planung, um die Privatsphäre jederzeit zu gewährleisten. Folgende Massnahmen sind dabei zentral:

  • Anonymisierte Heatmaps: Erstellung von Kundenstrom-Visualisierungen, bei denen keine Einzelperson jemals identifizierbar ist.
  • Aggregierte Bewegungsdaten: Nutzung der gesammelten Daten ausschliesslich für die übergeordnete Raum- und Prozessplanung.
  • Technische Trennung: Klare Trennung zwischen dem Sicherheitsmodus (der relevante Clips bei Alarm speichert) und dem Analysemodus (der nur anonyme Metadaten sammelt).
  • Transparente Information: Klare Kennzeichnung der Videoüberwachung durch Piktogramme, die den Empfehlungen des EDÖB entsprechen.
  • Verwendung von Metadaten: Für Analysen werden ausschliesslich Metadaten (z.B. „Objekt-Typ“, „Vektor“) und keine identifizierbaren Videoaufnahmen verwendet.

So wird die Sicherheitsinfrastruktur zu einem dualen System, das Schutz bietet und gleichzeitig wertvolle, datenschutzkonforme Business Intelligence generiert.

Wann lohnt sich der Einsatz automatisierter Drohnen zur Überwachung grosser Areale?

Während fest installierte Kameras das Rückgrat der Arealüberwachung bilden, stossen sie bei sehr grossen oder unübersichtlichen Geländen an ihre Grenzen. Hier kommen automatisierte Drohnen als flexible und mobile Ergänzung ins Spiel. Ihr Einsatz ist jedoch nicht universell sinnvoll, sondern lohnt sich unter spezifischen Bedingungen, die eine schnelle und dynamische Lagebeurteilung erfordern.

Der primäre Anwendungsfall sind grosse Perimetersicherungen, wie sie bei Logistikzentren, weitläufigen Industrieanlagen, Solarparks oder landwirtschaftlichen Betrieben vorkommen. Eine lückenlose Abdeckung mit festen Kameras wäre hier oft unwirtschaftlich. Eine automatisierte Drohne, die in einer „Drone-in-a-Box“-Lösung stationiert ist, kann bei einem Alarm (ausgelöst durch eine KI-Kamera am Zaun) autonom starten, zum Ereignisort fliegen und in Sekundenschnelle ein Live-Bild in die Sicherheitszentrale liefern. Dies ermöglicht eine sofortige Verifikation der Bedrohungslage aus der Vogelperspektive.

Ein weiterer entscheidender Faktor ist unwegsames oder schwer zugängliches Terrain. In hügeligen oder stark bewachsenen Gebieten, wie sie in der Schweiz häufig vorkommen, können Drohnen Bereiche einsehen, die für fest installierte Kameras oder Sicherheitspatrouillen unerreichbar sind. Sie überwinden Hindernisse mühelos und liefern einen ungestörten Blick auf das Geschehen. In der Schweiz unterliegt der Betrieb von Drohnen den Vorschriften des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (BAZL). Der automatisierte Betrieb erfordert in der Regel eine spezielle Bewilligung und eine sorgfältige Risikoanalyse, insbesondere in der Nähe von bewohnten Gebieten oder kontrolliertem Luftraum.

Scanner-Alarm oder echte Bedrohung: Wie unterscheiden Sie relevante Warnungen von Rauschen?

Das Kernversprechen der KI-Videoanalyse für Leiter von Sicherheitszentralen ist die Transformation von Datenflut zu entscheidungsrelevanter Information. Es geht darum, das ohrenbetäubende Alarmrauschen alter Systeme durch die klare und präzise Signal-Intelligenz zu ersetzen. Der Operator soll nicht länger als menschlicher Spam-Filter agieren, sondern als strategischer Entscheider, der auf Basis verifizierter Ereignisse handelt.

In der Praxis bedeutet dies, dass die KI als erster, unermüdlicher Analyst fungiert. Sie sichtet 24/7 das gesamte Videomaterial und wendet ihre gelernten Modelle an. Ein sich im Wind bewegender Baum wird als irrelevantes Ereignis klassifiziert und verworfen. Eine Person, die über einen Zaun klettert, wird als hochrelevantes Ereignis klassifiziert, mit Metadaten (Ort, Zeit, Objektklasse) versehen und sofort als priorisierter Alarm an den Operator weitergeleitet. Der Mensch im Zentrum des Prozesses wird somit nicht ersetzt, sondern aufgewertet.

Die Effektivität dieses Ansatzes ist messbar. Anstatt sich mit Tausenden von Alarmen pro Nacht auseinandersetzen zu müssen, von denen 99% irrelevant sind, kann sich das Sicherheitspersonal auf die wenigen, wirklich wichtigen Vorfälle konzentrieren. Eine fortschrittliche KI filtert das Rauschen so effizient heraus, dass die Operatoren ihre Aufmerksamkeit auf die verbleibenden, potenziell echten Vorfälle fokussieren können. Diese drastische Reduktion der kognitiven Last führt zu einer höheren Aufmerksamkeit, schnelleren Reaktionszeiten bei echten Bedrohungen und einer signifikant gesteigerten Arbeitszufriedenheit im Team – eine klassische operative Entlastung.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Wechsel von Pixel- zu Objekt- und Verhaltenserkennung ist der Schlüssel zur Reduzierung von Fehlalarmen um über 90%.
  • Moderne KI identifiziert nicht nur Anwesenheit, sondern versteht den Kontext (z.B. Lungern, Fallen) und ermöglicht proaktives Handeln.
  • Edge Computing ist für die Schweiz ideal: Es schont die Bandbreite, erhöht die Reaktionsgeschwindigkeit und gewährleistet Daten-Souveränität gemäss nDSG.

Wie nutzen Sie KI-Videoüberwachung in der Schweiz ohne gegen das nDSG zu verstossen?

Der Einsatz von KI-Videoüberwachung in der Schweiz bietet enorme Vorteile, erfordert aber eine strikte Einhaltung des neuen Datenschutzgesetzes (nDSG). Der Fokus liegt auf den Prinzipien der Transparenz, Verhältnismässigkeit und Datensparsamkeit. Unternehmen müssen klar deklarieren, dass eine Überwachung stattfindet, und dürfen Daten nur für den definierten Zweck und nur so lange wie nötig aufbewahren. Anonymisierung und Pseudonymisierung sind dabei zentrale technische Massnahmen.

Ein besonders sensibler Bereich ist die Überwachung von Mitarbeitenden. Hier sind die Anforderungen des Arbeitsrechts zusätzlich zu beachten. Der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte (EDÖB) stellt klar:

Werden bei der Videoüberwachung Mitarbeitende gefilmt, dann sind zusätzlich die Anforderungen des Arbeitsrechts zu beachten. Eine permanente Videoüberwachung am Arbeitsplatz ist grundsätzlich verboten

– EDÖB, Eidgenössischer Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragter

Systeme, die eine permanente Leistungs- oder Verhaltenskontrolle ermöglichen, sind unzulässig. Der Einsatz muss stets einem legitimen Sicherheits- oder Betriebszweck dienen und darf nicht zur primären Überwachung der Angestellten missbraucht werden. Die Implementierung einer nDSG-konformen KI-Videoüberwachung ist jedoch kein Hexenwerk, sondern ein strukturierter Prozess. Die folgende Checkliste fasst die wichtigsten Schritte zusammen.

Ihre Checkliste für nDSG-Konformität bei Videoüberwachung

  1. Bearbeitungsreglement erstellen: Definieren Sie schriftlich die Standorte der Kameras, die Zwecke der Überwachung, die Zugriffsberechtigungen und die genauen Aufbewahrungsfristen.
  2. Aufbewahrungsdauer begrenzen: Halten Sie sich an die Empfehlung des EDÖB und begrenzen Sie die Speicherdauer von Aufnahmen auf ein Minimum, idealerweise 24 bis 72 Stunden, sofern kein Vorfall eine längere Aufbewahrung rechtfertigt.
  3. Sichtbare Hinweisschilder anbringen: Informieren Sie Personen transparent und gut sichtbar über die Videoüberwachung, bevor sie den überwachten Bereich betreten. Das Piktogramm sollte den Verantwortlichen und den Zweck der Überwachung nennen.
  4. Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) durchführen: Wenn die geplante Überwachung ein hohes Risiko für die Persönlichkeitsrechte birgt (z.B. grossflächige Überwachung öffentlicher Bereiche), ist eine DSFA obligatorisch, um Risiken zu identifizieren und zu minimieren.
  5. Prozess für Datenschutzverletzungen etablieren: Stellen Sie sicher, dass ein Prozess vorhanden ist, um eventuelle Datenschutzverletzungen (z.B. unbefugter Zugriff auf Daten) gemäss Art. 24 DSG „so rasch als möglich“ an den EDÖB zu melden.

Der erste Schritt zur operativen Entlastung Ihrer Sicherheitszentrale beginnt mit der Analyse des Status quo. Bewerten Sie die Quellen Ihres aktuellen Alarmrauschens, um gezielt die Weichen für eine Zukunft mit echter Signal-Intelligenz zu stellen.

Geschrieben von Beat Gerber, Diplomierter Sicherheitsingenieur und Experte für physische Gebäudesicherheit, Zutrittskontrollsysteme und Perimeterschutz. Er plant seit zwei Jahrzehnten Sicherheitskonzepte für Industrieareale und Hochsicherheitszonen in der Schweiz.