
Entgegen der Annahme, dass Cyberangriffe die grösste Gefahr darstellen, sind es oft übersehene physische Schwachstellen, die zum Totalausfall Ihrer IT-Infrastruktur führen.
- Die grössten Risiken sind nicht die offensichtlichen, sondern verdeckte Zugangspunkte wie Lüftungsschächte und schlecht konzipierte Aussenbeleuchtung.
- Ein effektiver Schutz beruht auf einem präzisen Risikokalkül, bei dem Kosten (z.B. für Gaslöschanlagen) gegen das Schadenspotenzial (z.B. durch Löschwasser) abgewogen werden.
Empfehlung: Führen Sie eine systematische Schwachstellenanalyse Ihrer physischen Infrastruktur durch, die über Standard-Checklisten hinausgeht und gezielt nach unscheinbaren, aber kritischen Mängeln sucht.
Als Infrastrukturverantwortlicher in einem Schweizer Industriegebiet, sei es im Grossraum Basel oder im Mittelland, konzentriert sich Ihre Aufmerksamkeit wahrscheinlich stark auf die Abwehr von Cyberbedrohungen. Ransomware, Phishing und Datendiebstahl dominieren die Schlagzeilen und Budgetplanungen. Doch während die digitale Festungsmauer stetig erhöht wird, bleibt oft eine kritische Flanke ungeschützt: die physische Sicherheit Ihrer Serverräume. Die subtile, aber reale Gefahr geht nicht nur von gezielter Sabotage aus, sondern ebenso von Naturgewalten wie Hochwasser oder einem flächendeckenden Stromausfall, der die ganze Schweiz lahmlegen könnte.
Die gängigen Ratschläge – eine solide Tür, ein Schloss, eine Kamera – greifen hier zu kurz. Sie adressieren nur die offensichtlichsten Bedrohungen. Die wahre Herausforderung liegt in den Details, die oft übersehen werden. Haben Sie jemals den Verlauf Ihrer Lüftungskanäle als potenziellen Zugangsweg betrachtet? Oder die fatale Wirkung von statischer Aussenbeleuchtung analysiert, die Saboteuren perfekte Schattenkorridore bietet? Der Schutz kritischer IT-Systeme erfordert einen Perspektivwechsel: weg von einer reinen IT-Sicherheitssicht, hin zu einer integralen, risikobasierten Analyse, wie sie ein Sicherheitsingenieur vornehmen würde.
Dieser Artikel verlässt bewusst die ausgetretenen Pfade der Standardempfehlungen. Stattdessen beleuchten wir die oft ignorierten, aber hochriskanten Schwachstellen Ihrer physischen Infrastruktur. Wir analysieren konkrete Bedrohungsszenarien – von der Manipulation durch den Lüftungsschacht bis zum Wasserschaden durch einen defekten Sensor – und stellen die entscheidenden Fragen. Es geht darum, ein fundiertes Risikokalkül zu entwickeln, um Investitionen dort zu tätigen, wo sie den grössten Schutzeffekt erzielen und die Betriebskontinuität auch im Extremfall gewährleisten.
Der folgende Leitfaden bietet Ihnen eine strukturierte Übersicht über die kritischsten Aspekte der physischen Serversicherheit. Er dient als Grundlage für eine fundierte Auseinandersetzung mit den realen Gefahren und den wirksamsten Gegenmassnahmen in Ihrem spezifischen Schweizer Kontext.
Inhaltsverzeichnis: Effektiver Schutz für Serverräume in der Schweiz
- Warum unscheinbare Lüftungsschächte das grösste Risiko für Ihren Serverraum darstellen?
- Wie sichern Sie Ihre IT-Hardware gegen Hochwasser, wenn Ihr Standort in einer Gefahrenzone liegt?
- Diesel-Generator oder Batteriespeicher: Was garantiert den Betrieb bei einem Schweizer Blackout-Szenario?
- Der Fehler bei der Aussenbeleuchtung, der Saboteure geradezu einlädt
- Wann sollten Sie physische Schutztests durchführen, um den laufenden Betrieb nicht zu gefährden?
- Sprinkler oder Gaslöschanlage: Was ruiniert Ihren Serverraum im Ernstfall weniger?
- Warum ein 50-Franken-Sensor einen 50’000-Franken-Wasserschaden im Serverraum verhindert?
- Warum sind georedundante Backups innerhalb der Schweiz die sicherste Lebensversicherung für Ihre Daten?
Warum unscheinbare Lüftungsschächte das grösste Risiko für Ihren Serverraum darstellen?
Während der Fokus oft auf der Absicherung von Türen und Fenstern liegt, bieten Lüftungs- und Klimaanlagenkanäle einen oft vernachlässigten, aber direkten Weg ins Herz Ihrer Infrastruktur. Diese Kanäle sind für Saboteure ein idealer verdeckter Zugang, um unbemerkt Abhörgeräte, Sensoren oder sogar kleine Sabotagevorrichtungen zu installieren. Die Bedrohung ist nicht rein theoretisch; professionelle Angreifer analysieren Baupläne und suchen gezielt nach solchen Schwachstellen, um traditionelle Sicherheitssysteme zu umgehen. Ein Angreifer muss nicht physisch in den Raum eindringen, um Schaden anzurichten – das Einleiten von korrosiven Gasen oder Staub über das Lüftungssystem kann bereits zu massiven Ausfällen führen.
Die Absicherung dieser potenziellen Einfallstore erfordert eine technische Härtung, die über einfache Gitter hinausgeht. Es geht um eine mehrstufige Überwachung, die Manipulationen sofort detektiert. Die Abbildung zeigt, wie eine professionelle Absicherung aussehen kann.

Wie auf dem Bild ersichtlich, kombinieren moderne Lösungen mechanische Barrieren mit intelligenter Sensorik. Engmaschige Gitter erschweren das Durchdringen, während Vibrationssensoren jeden Versuch, das Gitter zu durchtrennen oder zu entfernen, sofort an das Sicherheitssystem melden. Ergänzt durch Strömungswächter, die ungewöhnliche Luftbewegungen erkennen, und regelmässige endoskopische Inspektionen der Kanäle, entsteht ein robuster Schutzschild gegen diese subtile Form der Infiltration. Ebenso wichtig ist die vertragliche Verpflichtung von externen HLK-Dienstleistern auf strenge Sicherheitsprotokolle, inklusive Hintergrundprüfungen ihres Personals.
Wie sichern Sie Ihre IT-Hardware gegen Hochwasser, wenn Ihr Standort in einer Gefahrenzone liegt?
Die Schweiz ist ein Wasserland. Die Nähe zu Flüssen wie dem Rhein oder der Aare und Seen bietet zwar Lebensqualität, stellt aber für Serverräume im Erd- oder Untergeschoss ein erhebliches Risiko dar. Starkregenereignisse und Hochwasser können innerhalb von Minuten zu katastrophalen Schäden führen. Dabei ist nicht nur der direkte Wassereintritt eine Gefahr, sondern auch der Rückstau aus der Kanalisation. Ein Risikokalkül ist hier unerlässlich: Die Investition in präventive bauliche Massnahmen ist weitaus kostengünstiger als die Wiederherstellung eines komplett zerstörten Rechenzentrums und der damit verbundene Geschäftsverlust.
Die Auswahl der richtigen Schutzmassnahmen hängt von der spezifischen Gefährdungslage Ihres Standortes ab. Eine Analyse der kantonalen Gefahrenkarten ist der erste Schritt. Anschliessend müssen die Massnahmen in einem vernünftigen Kosten-Nutzen-Verhältnis stehen. Der folgende Vergleich zeigt gängige bauliche Optionen und deren jeweilige Schutzwirkung und Kosten.
| Massnahme | Schutzwirkung | Investitionskosten | Wartungsaufwand |
|---|---|---|---|
| Wasserdichte Türen (RC3) | Bis 2m Wasserstand | CHF 15’000-25’000 | Jährliche Dichtungskontrolle |
| Rückstauklappen | Kanalrückstau | CHF 3’000-8’000 | Halbjährliche Funktionsprüfung |
| Kabeldurchführungen (SIA-Norm) | Wassereintritt | CHF 500-2’000/Stück | Visuelle Kontrolle |
| Mobile Hochwasserbarrieren | Bis 1m Wasserstand | CHF 5’000-10’000 | Quartalsweise Übung |
Die Tabelle verdeutlicht, dass ein integrales Konzept am wirksamsten ist. Eine wasserdichte Tür der Widerstandsklasse RC3 bietet hohen Schutz, ist aber nutzlos, wenn Wasser durch ungesicherte Kabeldurchführungen eindringt. Rückstauklappen sind eine unverzichtbare Ergänzung, um die Gefahr aus dem Kanalnetz zu bannen. Wichtig ist, dass alle verbauten Komponenten den relevanten SIA-Normen entsprechen und regelmässig auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft werden. Nur so ist gewährleistet, dass die Schutzmassnahmen im Ernstfall auch tatsächlich greifen und Ihre Investition sich auszahlt.
Diesel-Generator oder Batteriespeicher: Was garantiert den Betrieb bei einem Schweizer Blackout-Szenario?
Ein landesweiter Blackout ist eines der grössten Risikoszenarien, auf das sich die Schweiz mit der Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen (OSTRAL) vorbereitet. Für Unternehmen bedeutet ein längerer Stromausfall ohne funktionierende Notstromversorgung den sofortigen Stillstand. Die Kernfrage für Infrastrukturverantwortliche lautet daher: Welche Technologie sichert den Betrieb am zuverlässigsten – ein klassisches Diesel-Notstromaggregat (NEA) oder ein moderner Batteriespeicher (USV)? Die Antwort ist kein einfaches „Entweder-oder“, sondern hängt von der definierten kritischen Betriebsdauer ab.
Für die Überbrückung kurzer Ausfälle von wenigen Minuten bis zu vier Stunden ist eine leistungsfähige, unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) oft ausreichend. Geht man jedoch von einem OSTRAL-Szenario aus, das mehrere Stunden oder gar Tage andauern kann, führt kein Weg an einem Generator vorbei. Dieser kann, solange Treibstoff verfügbar ist, theoretisch unbegrenzt Strom erzeugen. Moderne Konzepte kombinieren oft beides: Eine USV sichert den nahtlosen Übergang, bis der Diesel-Generator hochgefahren ist und die Last übernimmt. Diese Kombination ermöglicht eine Verfügbarkeit, wie sie für Tier-IV-Rechenzentren mit einer garantierten Verfügbarkeit von 99,998% Standard ist.

Die Entscheidung für einen Generator bringt jedoch regulatorische Hürden mit sich. Die kantonalen Auflagen für Tankanlagen gemäss Gewässerschutzverordnung sind streng. Zudem muss der Betrieb die Lärmgrenzwerte der Lärmschutz-Verordnung (LSV) einhalten, was oft spezielle Schallschutzmassnahmen erfordert. Ein entscheidender, aber oft vernachlässigter Punkt ist die vertragliche Absicherung der Treibstoffversorgung mit einer Prioritätsklausel, um im Krisenfall nicht leer auszugehen. Regelmässige, dokumentierte Testläufe unter Volllast sind unerlässlich, um die Funktionsfähigkeit der gesamten Kette im Ernstfall sicherzustellen.
Der Fehler bei der Aussenbeleuchtung, der Saboteure geradezu einlädt
Ein häufiger Fehler bei der Areal- und Gebäudebeleuchtung ist eine statische, gleichmässige Ausleuchtung. Was gut gemeint ist, um Sicherheit zu schaffen, bewirkt oft das Gegenteil: Es erzeugt vorhersagbare Lichtinseln und ebenso vorhersagbare, tiefe Schatten. Für professionelle Saboteure sind diese permanenten Schattenkorridore eine Einladung. Sie ermöglichen es, sich ungesehen an das Gebäude anzunähern, Schwachstellen wie Fenster, Türen oder die bereits erwähnten Lüftungsschächte zu inspizieren und einen Angriff vorzubereiten. Die Aussenbeleuchtung wird so vom Schutzfaktor zum Sicherheitsrisiko.
Ein modernes Beleuchtungskonzept arbeitet nicht mit statischer Helligkeit, sondern mit Zonen und dynamischer Aktivierung. Der Ansatz ist, eine niedrige Grundbeleuchtung zur Orientierung zu schaffen, die bei Bewegungserkennung in bestimmten Zonen gezielt hochgefahren wird. Dies hat einen doppelten Effekt: Erstens wird jede Annäherung sofort sichtbar gemacht und zieht Aufmerksamkeit auf sich. Zweitens hat die plötzliche Lichtveränderung einen psychologischen Abschreckungseffekt. Kombiniert mit einer intelligenten Platzierung von Kameras, die genau diese aktivierten Zonen abdecken, entsteht eine effektive Überwachungskette. Es geht darum, Sichtbarkeit zu kontrollieren und Angreifern keine Deckung zu bieten.
Fallbeispiel: Schweizer Bunker-Rechenzentrum im Kanton Uri
Ein extremes Beispiel für kontrollierte Sichtbarkeit und physische Sicherheit bietet ein ehemaliger Militärbunker im Kanton Uri, der zu einem Hochsicherheitsrechenzentrum umfunktioniert wurde. Der Zugang zu der tief im Bergmassiv liegenden Anlage ist durch massive Panzertüren gesichert. Die Beleuchtung im Aussen- und Zugangsbereich ist minimal und wird nur bei autorisiertem Zugang gezielt aktiviert. Dieses Konzept stellt sicher, dass jede Bewegung im Umfeld der Anlage sofort als Anomalie erkannt wird. Hier wird nichts dem Zufall überlassen; die Kontrolle über Licht und Schatten ist ein integraler Bestandteil der äussersten Sicherheitsschale und verhindert jede Form der unbemerkten Annäherung.
Die Lehre daraus ist klar: Analysieren Sie Ihr Beleuchtungskonzept aus der Perspektive eines Angreifers. Wo gibt es dunkle Ecken direkt am Gebäude? Wo werfen feste Installationen permanente Schatten? Ersetzen Sie statische Flutlichter durch eine intelligente, bewegungsgesteuerte Zonenbeleuchtung, um Angreifern buchstäblich die Deckung zu entziehen und die Effektivität Ihrer Videoüberwachung zu maximieren.
Wann sollten Sie physische Schutztests durchführen, um den laufenden Betrieb nicht zu gefährden?
Sie haben in Zutrittskontrollen, Alarmanlagen und Videoüberwachung investiert. Doch halten diese Systeme einem gezielten, kreativen Angriffsversuch stand? Die einzige Möglichkeit, das herauszufinden, ist ein physischer Penetrationstest, auch als „Red Teaming“ bekannt. Dabei versuchen spezialisierte Sicherheitsexperten, mit allen Mitteln – von Social Engineering (Täuschung von Mitarbeitern) bis hin zur technischen Manipulation – in Ihren Serverraum einzudringen. Ein solcher Test deckt unbarmherzig Schwachstellen auf, die in keiner theoretischen Analyse zum Vorschein kommen würden.
Die grösste Sorge bei solchen Tests ist die Störung des laufenden Betriebs. Ein unkontrollierter Test könnte zu einem echten Ausfall führen. Daher ist die Planung entscheidend. Der Schlüssel liegt darin, die Tests in Zeitfenstern mit geringer oder keiner geschäftlichen Aktivität durchzuführen. Das sind typischerweise Nächte, Wochenenden oder Feiertage. Eine enge Abstimmung zwischen dem Red Team und einem kleinen, eingeweihten Kreis von Verantwortlichen in Ihrem Unternehmen ist zwingend. Es müssen klare Regeln definiert werden: Welche Systeme sind tabu? An welchem Punkt wird ein Testversuch abgebrochen, um realen Schaden zu vermeiden?
Die Frequenz solcher Tests ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Während ein vollständiger Test, der alle Aspekte der physischen Sicherheit umfasst, in der Regel jährlich empfohlen wird, können kleinere, gezielte Tests häufiger stattfinden. Beispielsweise könnten quartalsweise unangekündigte Versuche unternommen werden, um die Wachsamkeit des Personals an der Pforte zu prüfen (Social Engineering) oder die Reaktion auf einen ausgelösten Türkontaktalarm zu messen. Solche kontinuierlichen Prüfungen helfen, das Sicherheitsbewusstsein hochzuhalten und die Wirksamkeit von Schulungsmassnahmen zu überprüfen. Führende Schweizer Anbieter wie die Swiss Infosec AG bieten professionelle Assessments an, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Risikoprofile von Unternehmen zugeschnitten sind.
Sprinkler oder Gaslöschanlage: Was ruiniert Ihren Serverraum im Ernstfall weniger?
Ein Brand im Serverraum ist der Albtraum jedes IT-Verantwortlichen. Die Frage ist nicht nur, wie man das Feuer löscht, sondern wie man dabei die sündhaft teure Hardware nicht zerstört. Hier stehen sich zwei grundlegend verschiedene Philosophien gegenüber: die traditionelle Sprinkleranlage, die mit Wasser löscht, und die moderne Gaslöschanlage, die dem Feuer den Sauerstoff entzieht. Aus Sicht des Risikokalküls ist die Entscheidung klar: Wasserschaden ist oft gleichbedeutend mit Totalschaden für elektronische Komponenten. Selbst wenn die Server nicht direkt vom Wasser getroffen werden, kann die hohe Luftfeuchtigkeit zu Korrosion und langfristigen Ausfällen führen.
Gaslöschanlagen, die mit Inertgasen wie Inergen oder chemischen Löschmitteln wie Novec 1230 arbeiten, löschen rückstandsfrei und ohne die Hardware zu beschädigen. Der Betrieb kann nach dem Lüften des Raumes und der Behebung der Brandursache theoretisch sofort wieder aufgenommen werden. Allerdings sind die Installationskosten deutlich höher und es gibt wichtige Sicherheitsaspekte bezüglich des Personenschutzes zu beachten. Die folgende Tabelle vergleicht die gängigsten Systeme gemäss den in der Schweiz massgeblichen VKF-Richtlinien (Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen).
| Löschsystem | Hardwareschaden | Personengefährdung | Installationskosten | Wartung/Jahr | VKF-Konformität |
|---|---|---|---|---|---|
| Inergen | Keine | Gering (mit Warnung) | CHF 80’000-120’000 | CHF 3’000-5’000 | Vollständig |
| Novec 1230 | Keine | Sehr gering | CHF 100’000-150’000 | CHF 4’000-6’000 | Vollständig |
| Sprinkler (Vorgesteuert) | Mittel-Hoch | Keine | CHF 40’000-60’000 | CHF 1’500-2’500 | Bedingt geeignet |
| CO2 | Keine | Sehr hoch | CHF 60’000-90’000 | CHF 2’500-4’000 | Nur mit Auflagen |
Die Tabelle zeigt deutlich den Trade-off: Sprinkler sind in der Anschaffung günstiger, bergen aber ein hohes Risiko für Kollateralschäden. Eine vorgesteuerte Variante (Pre-Action-System), bei der die Rohre erst nach Auslösung eines Rauchmelders mit Wasser gefüllt werden, kann das Risiko einer Fehlauslösung minimieren, löst aber das Grundproblem des Wasserschadens im Ernstfall nicht. Gaslöschanlagen mit Inergen oder Novec 1230 sind aus Sicht des Schutzes der IT-Assets die klar überlegene Lösung. CO2-Anlagen sind zwar ebenfalls wirksam, stellen aber aufgrund der Erstickungsgefahr eine hohe Gefährdung für Personen dar und sind daher nur mit strengsten Sicherheitsvorkehrungen zulässig.
Warum ein 50-Franken-Sensor einen 50’000-Franken-Wasserschaden im Serverraum verhindert?
Neben dramatischen Ereignissen wie Feuer oder Hochwasser sind es oft schleichende Probleme, die zu massiven Schäden führen. Ein tropfender Kondensatablauf einer Klimaanlage, eine undichte Wasserleitung in der Zwischendecke oder eindringendes Sickerwasser können über Wochen unbemerkt bleiben, bis der Kaskadeneffekt eintritt: Wasser dringt in den Doppelboden ein, verursacht Kurzschlüsse, löst Korrosion aus und führt schliesslich zum Totalausfall kritischer Systeme. Der finanzielle Schaden durch den Austausch der Hardware und den Betriebsunterbruch kann schnell fünf- bis sechsstellige Beträge erreichen – ein Desaster, das durch einen einfachen Sensor für wenige Franken hätte verhindert werden können.
Eine umfassende Umgebungsüberwachung ist daher keine „Nice-to-have“-Option, sondern ein fundamentaler Bestandteil der physischen Sicherheit. Während die Temperaturüberwachung oft Standard ist – eine konstante Temperaturerhöhung kann die Lebensdauer von Serverkomponenten um bis zu 75% verkürzen –, wird die Feuchtigkeits- und Leckage-Detektion häufig vernachlässigt. Eine lückenlose Überwachung erfordert eine strategische Platzierung von Sensoren an allen kritischen Punkten.
Checkliste: Strategische Platzierung von Wassersensoren
- Unter dem Doppelboden: Platzieren Sie punktuelle Wassersensoren oder Leckagebänder in einem Raster (z.B. alle 5m²) an den tiefsten Stellen des Bodens.
- Klimageräte: Statten Sie die Kondensatwannen und -abläufe aller Klimageräte mit eigenen Feuchtigkeitssensoren aus, da diese eine häufige Fehlerquelle sind.
- Leitungen und Durchführungen: Überwachen Sie wasserführende Leitungen, die den Serverraum queren, sowie Wandeinführungen mit speziellen Rohrsensoren oder Tropfschlaufen.
- Alarmierungskette: Integrieren Sie alle Sensoren in ein 24/7-Monitoringsystem, das bei Auslösung automatisch einen Alarm an das Pikett-Team (SMS/E-Mail) und ein Ticket im ITSM-System generiert.
- Automatische Reaktion: Koppeln Sie die Alarmierung an Magnetventile, die im Ernstfall die Wasserzufuhr zu bestimmten Bereichen automatisch unterbrechen, um den Schaden zu begrenzen.
Der entscheidende Punkt ist die Automatisierung der Reaktionskette. Ein Sensor, dessen Alarm in einem Posteingang untergeht, ist nutzlos. Die Meldung muss in Echtzeit die verantwortlichen Personen erreichen und idealerweise eine automatische Gegenmassnahme auslösen. Regelmässige, dokumentierte Tests dieser Sensoren und der gesamten Alarmierungskette stellen sicher, dass das System im Bedarfsfall zuverlässig funktioniert.
Das Wichtigste in Kürze
- Die grössten physischen Risiken für Serverräume liegen oft in unscheinbaren Schwachstellen wie Lüftungskanälen, die als verdeckte Zugänge dienen.
- Effektiver Schutz basiert auf einem Risikokalkül, bei dem die Investitionskosten (z.B. für eine Gaslöschanlage) gegen das potenzielle Schadensausmass (z.B. durch Löschwasser) abgewogen werden.
- Die Einhaltung von Schweizer Vorschriften und Normen (VKF, OSTRAL, nDSG) ist nicht nur eine rechtliche Notwendigkeit, sondern ein entscheidender Faktor für die reale Ausfallsicherheit.
Warum sind georedundante Backups innerhalb der Schweiz die sicherste Lebensversicherung für Ihre Daten?
Selbst das bestgesicherte Rechenzentrum ist nicht unverwundbar. Ein Grossbrand, eine grossflächige Überschwemmung oder ein Sabotageakt mit katastrophalem Ausmass kann einen Standort komplett lahmlegen. Für diesen Extremfall gibt es nur eine wirksame Versicherung: Georedundanz. Das Prinzip ist einfach: Alle kritischen Daten und Systeme werden in Echtzeit an einen zweiten, geografisch getrennten Standort gespiegelt. Fällt der primäre Standort aus, kann der Betrieb innerhalb kürzester Zeit vom sekundären Standort aus wieder aufgenommen werden. Ein gutes Beispiel ist die Strategie des Rechenzentrums Ostschweiz (RZO), das neben seinem Hauptsitz einen zweiten, unabhängigen Standort in Gossau (SG) betreibt, um genau diese Redundanz zu gewährleisten.
Für Schweizer Unternehmen ist es dabei von entscheidender Bedeutung, dass dieser zweite Standort ebenfalls in der Schweiz liegt. Der Grund dafür ist rechtlicher Natur und hängt direkt mit dem neuen Datenschutzgesetz (nDSG) zusammen. Die Datenhaltung innerhalb der Landesgrenzen stellt sicher, dass man die volle Kontrolle behält und jederzeit die Konformität mit dem strengen Schweizer Datenschutz gewährleisten kann. Das Auslagern von Daten auf Server im Ausland, insbesondere ausserhalb der EU, birgt erhebliche rechtliche Risiken.
Das nDSG ermöglicht den fortgesetzten freien Datenfluss mit der EU und hält Schweizer Unternehmen wettbewerbsfähig. Das neue Datenschutzgesetz konzentriert sich besonders darauf, die Transparenz bei Datenverarbeitungen zu verbessern und die Selbstbestimmung der betroffenen Personen zu stärken.
– Besfort Kuqi und Yahya Mohamed Mao, Swiss GRC Expertenbeitrag zum nDSG
Die Umsetzung einer Georedundanz-Strategie ist eine signifikante Investition. Sie erfordert nicht nur einen zweiten Standort, sondern auch hochleistungsfähige und sichere Netzwerkverbindungen zur Synchronisation der Daten. Dennoch ist es aus Sicht des Risikomanagements die ultimative Massnahme. Sie schützt nicht nur vor standortbezogenen Katastrophen, sondern sichert auch die Einhaltung des Prinzips der Datenhoheit, was im heutigen regulatorischen Umfeld ein unschätzbarer Wettbewerbsvorteil ist.
Um die physische Sicherheit Ihrer Serverräume auf ein professionelles Niveau zu heben, ist eine systematische Risiko- und Schwachstellenanalyse der erste, unerlässliche Schritt. Beauftragen Sie Fachexperten, um eine objektive Bewertung Ihrer aktuellen Situation vorzunehmen und einen massgeschneiderten Massnahmenplan zu entwickeln.
Häufig gestellte Fragen zum physischen Schutz von Serverräumen
Wie oft sollten Physical Red Team Tests durchgeführt werden?
Jährliche vollständige Tests werden empfohlen, ergänzt durch quartalsweise Teilprüfungen kritischer Zugangspunkte.
Welche Schweizer Firmen bieten professionelle Physical Security Assessments an?
Die Swiss Infosec AG ist das führende, unabhängige Beratungs- und Ausbildungsunternehmen der Schweiz in den Bereichen Informationssicherheit. Mit über 35 Jahren Erfahrung in Integraler Sicherheit.
Wie testet man Social Engineering ohne Mitarbeiter zu gefährden?
Durch angekündigte Awareness-Kampagnen mit simulierten Angriffen, gefolgt von sofortigen Schulungen bei erkannten Schwachstellen.