Veröffentlicht am Mai 16, 2024

Die gefährlichste Sicherheitslücke in Ihrem Unternehmen ist nicht Ihre Firewall oder Ihr Türschloss, sondern die fehlende Kommunikation zwischen beiden.

  • Getrennte Sicherheitssysteme verursachen versteckte Kosten von über 20’000 CHF jährlich und erhöhen die Reaktionszeit bei Vorfällen dramatisch.
  • Ohne physischen Schutz der Datenverarbeitung ist die reine IT-Sicherheit im Kontext des neuen Schweizer Datenschutzgesetzes (nDSG) praktisch wertlos.

Empfehlung: Führen Sie sofort ein Audit Ihrer „Konvergenzlücke“ durch – der Schnittstelle zwischen physischem Zugang und digitalen Berechtigungen. Dort beginnt die echte Bedrohung.

Als Sicherheitsverantwortlicher eines Schweizer KMU haben Sie Ihre Hausaufgaben gemacht. Sie haben in moderne Firewalls, Endpoint-Protection und vielleicht sogar in Awareness-Schulungen investiert. Gleichzeitig sind Ihre Geschäftsräume mit Zutrittskontrollsystemen, Alarmanlagen und Videoüberwachung gesichert. Jedes System für sich ist auf dem neuesten Stand. Doch was passiert im Niemandsland dazwischen? Was geschieht, wenn ein Angreifer nicht Ihre Firewall, sondern Ihre Tür überwindet, um an Ihre Daten zu gelangen?

Die gängige Praxis behandelt IT-Sicherheit und Objektschutz als zwei getrennte Welten, oft verantwortet von unterschiedlichen Abteilungen mit eigenen Budgets und Prioritäten. Man verlässt sich auf die Stärke der einzelnen Silos. Diese Trennung ist jedoch nicht nur ineffizient, sie ist eine aktive, klaffende und existenzbedrohende Sicherheitslücke. Wir nennen sie die Konvergenzlücke. Es ist der blinde Fleck, in dem digitale und physische Bedrohungen zu einem einzigen, verheerenden Angriffspfad verschmelzen können.

Die wahre Frage ist nicht, ob Ihre IT-Systeme ODER Ihre Gebäude sicher sind. Die Frage ist, ob sie miteinander kommunizieren, wenn es darauf ankommt. Ein unbefugter Zutritt zum Serverraum sollte augenblicklich eine Netzwerk-Alarmierung auslösen. Eine massive DDoS-Attacke auf Ihre Webseite sollte eventuell die physischen Sicherheitsmassnahmen am Standort erhöhen. Wenn diese „Wenn-Dann-Beziehungen“ fehlen, ist Ihre Sicherheit nur eine Illusion.

Dieser Artikel durchbricht die Silo-Blindheit. Wir werden nicht die Grundlagen von Antivirus-Software wiederholen. Stattdessen analysieren wir aus strategischer Sicht, wie die Konvergenzlücke Ihr Unternehmen gefährdet und wie ein echtes 360°-Sicherheitskonzept – eine Symbiose aus digitaler Intelligenz und physischer Härte – die einzige nachhaltige Antwort auf diese moderne Bedrohung darstellt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie diese Lücke identifizieren, bewerten und schliessen, bevor sie ausgenutzt wird.

Dieser Leitfaden ist in präzise Abschnitte unterteilt, die Ihnen eine klare strategische Roadmap bieten. Von der Analyse der versteckten Kosten isolierter Systeme bis hin zur Etablierung eines ganzheitlichen Managements – jeder Teil baut logisch auf dem vorherigen auf, um Ihnen ein vollständiges Lagebild zu vermitteln.

Warum isolierte IT- und Gebäudesicherheit Sie jährlich über 20’000 CHF kostet?

Die Bedrohung ist real und quantifizierbar. In den letzten drei Jahren wurden 4% der Schweizer KMU Opfer schwerwiegender Cyberangriffe, was rund 24’000 Unternehmen entspricht. Die direkten Kosten eines Angriffs sind offensichtlich: Lösegeld, Betriebsunterbrechung, Wiederherstellung. Doch die wahren, schleichenden Kosten entstehen lange vor einem Vorfall durch die ineffiziente Trennung Ihrer Sicherheitssysteme. Diese „Silo-Steuer“ frisst Ihr Budget auf, ohne die Sicherheit nennenswert zu erhöhen.

Denken Sie an die versteckten Kostenfaktoren: doppelte Wartungsverträge für IT- und physische Sicherheitssysteme, separate und oft redundante Schulungen für Mitarbeiter auf unterschiedlichen Plattformen und die immense Zeitverschwendung, wenn Ihr Team versucht, Alarme aus nicht-integrierten Quellen zu korrelieren. Ein physischer Alarm ohne digitalen Kontext (Wer ist diese Person? Hat sie IT-Zugriffsrechte?) ist genauso nutzlos wie ein Cyber-Alarm ohne physische Reaktion (Können wir den Serverraum sofort abriegeln?).

Versicherungsprämien sind ein weiterer, oft übersehener Faktor. Cyber- und Betriebsunterbrechungsversicherungen bewerten das Risiko ganzheitlich. Eine nachweislich fragmentierte Sicherheitsarchitektur, in der die linke Hand nicht weiss, was die rechte tut, wird als höheres Risiko eingestuft. Ein integriertes System, das eine schnelle, koordinierte Reaktion ermöglicht, kann hingegen zu niedrigeren Prämien führen. Die anfängliche Investition in eine konvergente Plattform amortisiert sich somit nicht nur durch Effizienzgewinne, sondern auch durch direkte Einsparungen bei Versicherungskosten.

Ihr Plan zur Aufdeckung versteckter Kosten

  1. Kontaktpunkte inventarisieren: Listen Sie alle sicherheitsrelevanten Systeme auf, von der Firewall bis zur Zutrittskontrolle, um ein 360-Grad-Bild zu erhalten.
  2. Doppelbelastungen aufspüren: Identifizieren Sie doppelte Wartungsverträge und separate, aber inhaltlich ähnliche Schulungen für IT- und Gebäudesicherheit.
  3. Zeitverluste quantifizieren: Berechnen Sie die Arbeitsstunden, die durch die manuelle Korrelation von Alarmen aus getrennten Systemen und die Untersuchung von Fehlalarmen entstehen.
  4. Versicherungs-Audit durchführen: Konfrontieren Sie Ihre aktuelle Sicherheitsarchitektur mit den Anforderungen Ihrer Cyber-Versicherung. Wo zahlen Sie für vermeidbare Risiken?
  5. Integrationspotenzial bewerten: Erstellen Sie eine Prioritätenliste, welche Systeme am dringendsten miteinander kommunizieren müssen, um die grössten Kosten- und Sicherheitshebel zu aktivieren.

Wie Sie digitale und physische Sicherheitsbarrieren in 4 Phasen synchronisieren

Die Überwindung der Silo-Mentalität ist kein einmaliger technischer Akt, sondern ein strategischer Prozess. Die Synchronisation von digitalen und physischen Barrieren erfolgt typischerweise in vier Reifegraden, die aufeinander aufbauen. Ziel ist es, von einer reaktiven, fragmentierten Überwachung zu einer proaktiven, automatisierten und ganzheitlichen Steuerung zu gelangen. Jede Phase erhöht die Effizienz und senkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Bedrohung durch die „Konvergenzlücke“ schlüpft.

Vier Phasen der Synchronisation von digitaler und physischer Sicherheit

Technologisch wird diese Synchronisation durch Physical Security Information Management (PSIM)-Plattformen ermöglicht. Diese Systeme fungieren als zentrale „Gehirne“, die Informationen aus verschiedensten Subsystemen (Video, Zutritt, Brandmeldeanlagen, IT-Monitoring) sammeln, analysieren und in einem einheitlichen Lagebild darstellen. Sie ermöglichen es, bestehende Altsysteme weiter zu nutzen, indem sie als universeller Übersetzer zwischen den verschiedenen Technologien agieren. Dadurch wird die Lebensdauer bestehender Investitionen verlängert und teure „Rip-and-Replace“-Projekte werden vermieden.

Für Schweizer KMU gibt es diverse PSIM-Lösungen, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Die Auswahl hängt von der bestehenden Infrastruktur und den spezifischen Sicherheitsanforderungen ab. Wichtig ist die Herstellerunabhängigkeit, um nicht in eine neue Abhängigkeit zu geraten.

Beispiele für PSIM-Plattformen mit Relevanz für den Schweizer Markt
System Integration Hersteller Besonderheit
Axxon Intellect Enterprise Über 1000 Kameras, Zutrittskontrolle, Brandmeldeanlagen AxxonSoft Herstellerunabhängig, monatlich 30-50 neue Integrationen
WinGuard PSIM+ Gewerkeübergreifend, IT-Infrastruktur ESB Solutions Zero-Knowledge-Architektur, Anbindung an Einsatzleitsysteme
psm2200 Video, Gebäude, Brandschutz, Zutritt primion Schweizer Lösung, Integration mit prime WebTime

360°-Ansatz vs. Silo-Lösungen: Was ist effizienter bei akutem Fachkräftemangel?

Der akute Fachkräftemangel in der Schweiz, insbesondere im IT-Sicherheitsbereich, stellt KMU vor eine massive Herausforderung. In diesem Kontext ist die Effizienz Ihrer Sicherheitsorganisation keine Option, sondern eine Überlebensnotwendigkeit. Silo-Lösungen verschärfen dieses Problem dramatisch: Sie benötigen Spezialisten für Netzwerksicherheit, Experten für Zutrittskontrollsysteme und wieder andere für die Videoüberwachung. Jede dieser Personen hat nur einen kleinen Ausschnitt des gesamten Lagebildes.

Ein 360°-Ansatz, unterstützt durch eine PSIM-Plattform, kehrt dieses Prinzip um. Statt mehrerer Spezialisten, die nicht miteinander reden, ermöglicht er es einem einzigen, gut geschulten Generalisten, Vorfälle ganzheitlich zu qualifizieren und zu bearbeiten. Da der Anwender sich nur mit einer einzigen, einheitlichen Bedieneroberfläche vertraut machen muss, wird der Schulungsaufwand erheblich reduziert. Dies ist ein entscheidender Vorteil, wenn qualifiziertes Personal rar und teuer ist.

Die Realität in vielen Schweizer KMU ist besorgniserregend. Eine aktuelle Studie zeigt eine gefährliche Diskrepanz in der Risikowahrnehmung: Nur 39% der befragten IT-Dienstleister halten ihre KMU-Kunden für sicher oder sehr sicher. Diese Einschätzung von externen Experten steht oft im krassen Gegensatz zur Selbstwahrnehmung innerhalb der Unternehmen. Diese „Silo-Blindheit“ führt dazu, dass offensichtliche Schwachstellen in der Schnittstelle zwischen physischer und digitaler Sicherheit übersehen werden.

Ein integrierter Ansatz steigert nicht nur die Effizienz des vorhandenen Personals, sondern ermöglicht auch ein höheres Mass an Automatisierung. Routineaufgaben und die Korrelation von Ereignissen werden vom System übernommen, sodass sich der menschliche Operator auf die wirklich kritischen Entscheidungen konzentrieren kann. In Zeiten des Fachkräftemangels ist die strategische Entscheidung für einen 360°-Ansatz daher keine Frage der Präferenz, sondern eine Investition in die langfristige Resilienz des Unternehmens.

Der Fehler in der Schnittstelle, der Täter physisch in den ungesicherten Serverraum lässt

Die Theorie der „Konvergenzlücke“ wird am besten durch ein konkretes, alarmierendes Szenario veranschaulicht. Stellen Sie sich einen externen Dienstleister vor, der für Wartungsarbeiten an der Klimaanlage Zugang zu Ihrem Gebäude benötigt. Er erhält einen temporären Badge, der ihm Zutritt zu den technischen Räumen gewährt – einschliesslich des Serverraums. Ihr physisches Sicherheitssystem registriert den Zutritt korrekt. Doch hier endet die Überwachung im Silo-Modell.

In diesem Moment öffnet sich der physisch-digitale Angriffspfad. Der Dienstleister – oder eine Person, die sich als solcher ausgibt – befindet sich nun unbeaufsichtigt im Herz Ihrer IT-Infrastruktur. Sein temporärer Badge hat ihm physischen Zugang verschafft, aber sein Laptop hat keinerlei digitale Berechtigung in Ihrem Netzwerk. In einem isolierten System gibt es keine Verbindung zwischen diesen beiden Fakten. Er kann sein Gerät an einen freien Netzwerk-Port oder einen ungesicherten KVM-Switch anschliessen und hat damit direkten Zugriff auf Ihr internes Netz, komplett an der Firewall vorbei. Der Einbruch geschieht nicht digital von aussen, sondern physisch von innen.

Szenario-Analyse: Kritische Schwachstellen in der physisch-digitalen Kette

Ein solcher Angriff wird durch eine Kette von Versäumnissen ermöglicht, die typisch für getrennte Sicherheitssysteme sind. Die kritischsten Schwachstellen sind:

  • Fehlende Kopplung: Es gibt keine Verknüpfung zwischen der physischen Zutrittskontrolle (Badge-System) und der Netzwerkauthentifizierung (z.B. 802.1X). Das System weiss nicht, dass ein nicht-autorisiertes Gerät im Serverraum angeschlossen wurde.
  • Generische temporäre Rechte: Der temporäre Badge gewährt physischen Zugang, ist aber nicht mit eingeschränkten IT-Rechten gekoppelt. Das System behandelt den physischen Zutritt und die digitale Aktivität als zwei unabhängige Ereignisse.
  • Ungesicherte Hardware: Frei zugängliche Netzwerk-Ports oder KVM-Switches (Keyboard-Video-Mouse) im Serverraum wirken wie eine offene Tür ins Netzwerk.

Die Lösung liegt in der Automatisierung von „Wenn-Dann“-Regeln in einem PSIM-System. Zum Beispiel: „WENN ein nicht-autorisierter Badge den Serverraum betritt, DANN sperre automatisch alle freien Netzwerk-Ports in diesem Raum und sende einen hochprioren Alarm an den IT-Leiter und den Sicherheitsdienst.“ Diese Echtzeit-Reaktion schliesst die Konvergenzlücke, bevor sie ausgenutzt werden kann.

Dieses Szenario ist keine theoretische Fiktion; es ist eine der häufigsten und gefährlichsten Methoden, um hochsichere Umgebungen zu kompromittieren. Es beweist, dass die stärkste Firewall nutzlos ist, wenn der Angreifer bereits danebensteht.

Wie ein einheitliches Dashboard die Reaktionszeit bei Vorfällen um 50% reduziert

Im Ernstfall entscheiden Sekunden. Ein Sicherheitsvorfall – sei es ein Einbruchsversuch oder ein Ransomware-Angriff – entfaltet sich oft in Minuten. Wenn Ihr Sicherheitsteam gezwungen ist, zwischen verschiedenen Bildschirmen und Systemen zu wechseln, um Informationen zu sammeln und zu korrelieren, geht wertvolle Zeit verloren. Ein Mitarbeiter muss den Alarm der Zutrittskontrolle prüfen, ein anderer muss auf dem Videosystem die entsprechende Kamera suchen, und ein dritter versucht im IT-System herauszufinden, welche Assets betroffen sind. Diese manuelle Koordination ist langsam und fehleranfällig.

Zentrales Sicherheits-Dashboard mit integrierten Systemen

Ein konvergentes 360°-Sicherheitskonzept bricht diese Informationssilos auf. Es führt alle relevanten Datenströme auf einem einzigen, einheitlichen Dashboard zusammen – einem sogenannten „Single Pane of Glass“. Dieses einheitliche Lagebild ist der entscheidende Faktor zur Beschleunigung der Reaktionszeit. Bei einem Alarm – zum Beispiel „unautorisierter Zutrittsversuch an der Serverraumtür“ – zeigt das System dem Operator automatisch und sofort die relevanten Informationen an: Live-Videobild der Kamera vor der Tür, Personeninformationen des Badges (falls vorhanden), interaktiver Lageplan des Bereichs und den Status der umliegenden Systeme.

Diese intelligente, kontextsensitive Darstellung eliminiert das Suchen und Raten. Der Anwender kann den Vorfall sofort verifizieren und gezielte, vordefinierte Massnahmen einleiten – alles von einer einzigen Oberfläche aus. Studien und Praxiserfahrungen belegen, dass dieser Ansatz die Reaktionszeit bei Sicherheitsvorfällen nachweislich halbiert. Diese gewonnene Zeit kann den Unterschied zwischen einem abgewehrten Versuch und einem katastrophalen Schaden ausmachen.

Die zentrale Darstellung aller Informationen minimiert nicht nur das Risiko, sondern erhöht auch die Effizienz im täglichen Betrieb. Die Überwachung wird einfacher, die Dokumentation von Vorfällen erfolgt automatisch und die Einarbeitung neuer Mitarbeiter wird drastisch verkürzt. Ein einheitliches Dashboard ist somit mehr als nur eine komfortable Benutzeroberfläche; es ist das operative Herzstück einer modernen, resilienten Sicherheitsstrategie.

Warum reine IT-Sicherheit ohne physischen Schutz im nDSG-Kontext nutzlos ist?

Seit der Einführung des neuen Datenschutzgesetzes (nDSG) in der Schweiz ist die Verantwortung für den Schutz von Personendaten deutlich verschärft worden. Viele Unternehmen konzentrieren sich dabei auf die digitalen Aspekte: Verschlüsselung, Zugriffsberechtigungen, Firewalls. Doch diese Sichtweise ist gefährlich unvollständig. Reine IT-Sicherheit ohne einen robusten, integrierten physischen Schutz ist im Kontext des nDSG praktisch wertlos und kann zu empfindlichen Bussen führen.

Der Kern der Sache liegt in den geforderten Technischen und Organisatorischen Massnahmen (TOMs). Laut Artikel 8 des neuen Schweizer Datenschutzgesetzes (nDSG) müssen Verantwortliche eine dem Risiko angemessene Datensicherheit gewährleisten. Das Gesetz unterscheidet dabei nicht zwischen digitalen und physischen Risiken. Der Diebstahl eines unverschlüsselten Laptops, der unbefugte Zugang zum Archivraum oder die unsachgemässe Entsorgung von ausgedruckten Kundenlisten sind ebenso gravierende Datenschutzverletzungen wie ein Hackerangriff.

Die „Konvergenzlücke“ wird hier zur Compliance-Falle. Wenn Sie nicht nachweisen können, wer wann den Serverraum betreten hat, verletzen Sie das Prinzip der Zugangskontrolle. Wenn Backups auf physischen Datenträgern in einem ungesicherten Büro lagern, missachten Sie die Anforderung der Zutrittskontrolle. Die TOMs müssen als einheitliches Ganzes betrachtet werden, das sowohl die Bits und Bytes als auch die Ziegel und den Mörtel umfasst.

Ein nDSG-konformes Sicherheitskonzept muss daher zwingend physische Schutzmassnahmen integrieren und dokumentieren. Dies sind keine optionalen Ergänzungen, sondern fundamentale Bestandteile der gesetzlichen Sorgfaltspflicht.

  • Zutrittskontrolle: Es muss sichergestellt und protokolliert werden, dass nur berechtigte Personen physischen Zugang zu Räumlichkeiten haben, in denen Personendaten verarbeitet oder gespeichert werden (z.B. Serverräume, Archive).
  • Zugangskontrolle: Es muss gewährleistet sein, dass berechtigte Personen nur auf die Daten zugreifen können, die sie für ihre Aufgabe benötigen. Dies gilt auch für physische Dokumente.
  • Protokollierung: Jeder Zutritt zu sicherheitskritischen Bereichen muss lückenlos protokolliert und regelmässig überprüft werden. Videoüberwachung kann hier eine unterstützende Rolle spielen.
  • Sichere Entsorgung: Physische Datenträger (Festplatten, USB-Sticks, Papierakten) müssen nach einem dokumentierten und sicheren Verfahren vernichtet werden.
  • Wirksamkeitsprüfung: Die Effektivität aller Massnahmen, einschliesslich der physischen, muss regelmässig überprüft und dokumentiert werden.

Warum Schweizer Bunkeranlagen wieder zur bevorzugten Option für Datenspeicher werden?

In einer Zeit, in der digitale Bedrohungen allgegenwärtig sind, erlebt eine ur-schweizerische Sicherheitsphilosophie eine Renaissance: die Verlagerung kritischer Daten in den physisch sichersten Ort, den man sich vorstellen kann – tief in die Alpen. Ehemalige Militärbunker, konzipiert, um einem nuklearen Angriff standzuhalten, werden zu Hochsicherheits-Rechenzentren umfunktioniert. Dieser Trend ist die ultimative Konsequenz des 360°-Sicherheitsgedankens: die Kombination modernster IT-Infrastruktur mit maximaler physischer Resilienz.

Ein prominentes Beispiel ist das Deltalis-Rechenzentrum im ehemaligen Militärbunker K7 in Attinghausen, nur 60 Minuten von Zürich entfernt. Tief im Berg geschützt, bietet der Standort eine natürliche Immunität gegen physische Gefahren wie Naturkatastrophen, Vibrationen oder Sabotage. Zusätzlich ist das ISO 27001-zertifizierte Rechenzentrum gegen elektromagnetische Impulse (EMP) abgeschirmt – eine Bedrohung, die konventionelle Gebäude lahmlegen könnte. Hier wird die physische Sicherheit nicht als Ergänzung, sondern als Fundament der Datensicherheit betrachtet.

Diese Bunker-Rechenzentren sind mehr als nur ein Marketing-Gag. Sie sind die logische Antwort auf eine Bedrohungslandschaft, in der physische Angriffe auf die IT-Infrastruktur eine reale Gefahr darstellen. Für Unternehmen mit höchsten Sicherheitsanforderungen, wie Banken, Versicherungen oder Firmen mit wertvollem geistigem Eigentum, bietet das „Data Fort Knox“ in den Alpen eine zusätzliche Schutzebene, die in einem städtischen Bürogebäude unerreichbar ist.

Auswahl an Schweizer Hochsicherheits-Rechenzentren in Bunkeranlagen
Anbieter Standort Besonderheit Kapazität
Deltalis Attinghausen (Uri) Ehem. Bunker K7, ISO 27001, EMP-geschützt 15’000 m²
Swiss Fort Knox Schweizer Alpen Ehem. Militärbunker, Tier IV k.A.
Swiss Data Safe Uri Im Festgestein, höchstmöglicher physischer Schutz k.A.

Die Entscheidung, Daten in einem Bunker zu lagern, mag für viele KMU extrem erscheinen. Sie verdeutlicht jedoch eindrücklich das Prinzip: Wahre digitale Sicherheit beginnt mit kompromissloser physischer Kontrolle. Es ist eine Strategie, die die „Konvergenzlücke“ von Grund auf eliminiert.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Konvergenzlücke ist die grösste Gefahr: Die Trennung von IT- und Objektschutz ist keine reine Ineffizienz, sondern der primäre Angriffspfad für fortgeschrittene Bedrohungen.
  • Einheitliche Systeme sind effizienter: Ein 360°-Ansatz mit einer PSIM-Plattform reduziert Kosten, beschleunigt die Reaktionszeit und kompensiert den Fachkräftemangel durch Automatisierung und vereinfachte Bedienung.
  • Das nDSG erzwingt Konvergenz: Das neue Schweizer Datenschutzgesetz verlangt umfassende technische und organisatorische Massnahmen (TOMs), die physischen und digitalen Schutz untrennbar miteinander verbinden.

Wie etablieren Sie ein ganzheitliches Sicherheitsmanagement ohne den Betriebsablauf zu stören?

Die Implementierung eines 360°-Sicherheitskonzepts muss kein disruptiver „Big Bang“ sein. Ein überstürztes Vorgehen, das versucht, alle Systeme auf einmal zu ersetzen, ist teuer, riskant und führt oft zu Widerständen im Unternehmen. Der strategisch klügere Weg ist eine schrittweise, skalierbare Einführung nach der „Salamitaktik“. Beginnen Sie dort, wo das Risiko am grössten und der Nutzen am schnellsten sichtbar ist.

Der erste Schritt ist oft die Absicherung des kritischsten Bereichs, typischerweise der Serverraum oder die Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Starten Sie ein Pilotprojekt, in dem Sie die Zutrittskontrolle dieses Bereichs mit der Videoüberwachung und dem Netzwerk-Monitoring koppeln. Definieren Sie klare, messbare Erfolgsindikatoren (KPIs), wie z.B. die Reduzierung von Fehlalarmen oder die automatische Protokollierung aller Zugriffe.

Moderne PSIM-Systeme sind darauf ausgelegt, bestehende Infrastrukturen über Gateways und Schnittstellen zu integrieren. Sie müssen nicht sofort Ihre gesamte Kamera- oder Zutrittsanlage austauschen. Nutzen Sie, was Sie haben, und erweitern Sie das System schrittweise. Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt können Sie das ganzheitliche Management auf weitere Unternehmensbereiche oder Standorte ausdehnen. Diese schrittweise Vorgehensweise ermöglicht es, das System von verschiedenen Standorten aus zentral zu verwalten, was die Überwachung erheblich erleichtert und die Betriebsabläufe schont.

Die Dokumentation ist bei diesem Vorgehen entscheidend. Halten Sie jede Phase, jede neue Regel und jeden Prozess in einem zentralen Sicherheits-Pflichtenheft fest. Dies dient nicht nur der internen Klarheit, sondern ist auch ein unverzichtbarer Nachweis Ihrer Sorgfaltspflicht im Sinne des nDSG. Ein ganzheitliches Sicherheitsmanagement ist kein Projekt mit einem festen Ende, sondern ein kontinuierlicher Prozess der Anpassung und Verbesserung.

Der Weg zu einem resilienten Unternehmen führt über die Schliessung der Konvergenzlücke. Beginnen Sie noch heute mit dem Audit Ihrer Sicherheitsprozesse. Identifizieren Sie die Punkte, an denen Ihre physische und Ihre digitale Welt blind aneinander vorbeiarbeiten. Es ist der entscheidende erste Schritt, um die unsichtbare Bedrohung sichtbar und Ihr Unternehmen für die Zukunft wirklich sicher zu machen.